Nein, nein, es geht hier nicht um links-rechts, schwarz-weiß und all diese längst ausgelutschten Themen der letzten drei Jahre.
Es geht um die Frage, die sich uns Mitteleuropäern, trotz heißem Sommer, noch lange nicht stellt: Verdursten oder Ertrinken?
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So lange schon treibt eine weithin überschätzte Anzahl von uns die Frage um, warum sie denn kommen, wenn sie doch wissen, wie gefährlich es ist, in die Boote zu steigen. Quasi sind sie ja selber Schuld. Ganze Dörfer oder mindestens Familienclans sammeln all ihre Habe zusammen, um den Schleusern die Taschen zu füllen und ein "Anker"-Kind hier in Europa zu verankern. Am Liebsten in GOOD OLD GERMANY bei mamamerkel.
Die Frage ist: Überschätzen wir sie da nicht? Respektive: Überschätzen wir da nicht unsere europäische Außenwirkung oder die von uns Angie?
Tatsache ist, dass 65 Millionen Menschen aus den allerverschiedensten Gründen aus ihrer Heimat fortgehen. Manche, vielleicht mehr, als wir glauben, tatsächlich nur deswegen, weil sie daheim dem Hungertod nahe sind. Während deutsche Bauern wegen nur eines Trockensommers nach staatlicher Hilfe rufen, gibt es in diesen Ländern Jahre um Jahre der Dürre.
Länder, in denen mehr als 10% der Bevölkerung unterernährt sind, gelten nach internationaler Betrachtung als Notstandsgebiete, denen zu helfen ist. Was nicht gleichbedeutend mit tatsächlicher Hilfe ist.
Also machen sich die Menschen auf. Nicht mit dem Ziel Europa, sondern mit dem Ziel, in Länder zu kommen, in denen keine Unterernährung droht.
Während Blogschreiber fröhlich kundtun, es gibt Wasser in der Sahara, verdursten Menschen eben dort. Weil sie ortsunkundig sind. Und weil die gewohnten Routen überwacht und gesperrt sind, und dortiges Personal von europäischen Truppen des Überwachens und Sperrens belehrt wird.
Der Vorteil ist: Es findet nicht nur nicht vor unserer Nase statt, sondern praktisch unbemerkt. Menschen, die in der Sahara zurück gelassen werden und verdursten, landen auf dem größten Friedhof der Welt: Der Wind weht sie zu. Irgendwann sieht und findet sie keiner mehr.
Wer sich fragt, warum bei uns nur die jungen, starken Männer ankommen, mag in der Sahara nach den Frauen und Kindern suchen. Wenn er sie noch findet unter all dem vielen Sand. Sie sterben zuerst. Und nur die Stärksten kommen durch bis zum Mittelmeer.
Während wir die Leichen im Mittelmeer mit akribischem Eifer aufsammeln und beklagen, macht sich kaum einer Gedanken, weiß auch nur von ihnen, über die Frauen und Kinder in der Wüste. Die der Sand irgendwann zudeckt.
Erstaunlich ist, dass die meisten der Flüchtlinge nicht wirklich die Absicht haben, nach Europa zu kommen. Sie wollen dahin, wo es so ähnlich ist wie bei ihnen zu Hause. Nur ohne den Hunger. Oder ohne die terroristischen Banden. Sie wollen einfach so leben wie früher als es diese Dinge noch nicht gab. Und das Leben irgendwie normal war.
Wenn von 65 Millionen nur eine es zu uns geschafft hat, ist das, finde ich, ziemlich wenig.