Als ich heute darüber nachdachte, wie prüde der stark christliche Teil meiner einstigen Verwandtschaft auftrat und wie schnell gerade eben jene dabei waren, Harmlosigkeiten mit blödsinnigen Verdächten zu überziehen, kamen mir erstaunliche Gedanken.
Stellen Sie sich vor, Sie kommen im Alltag an Ihrem/r Partner/in vorbei, streicheln ihm/r kurz den Arm und hinterlassen auf seiner/ ihrer Wange einen raschen Kuss. Eine Alltagsgeste, würde man meinen, eher beiläufig, freundlich-verbindlich. Nichts Besonderes.
Und nun stellen Sie sich vor, jemand aus der Familie kommentiert das Ganze eher giftig mit den Worten:
Schenk uns bitte ein Like auf Facebook! #meinungsfreiheit #pressefreiheit
Danke!
"Könnt ihr damit nicht warten, bis ihr alleine seid?"
Solches gesprochen von einer nicht näher zu bezeichnenden Verwandten, die mir zu einer anderen Zeit berichtete (nein, ich hatte das nicht wirklich wissen wollen!), dass ihr Mann sie schon seit zwanzig Jahren nicht mehr angerührt hat.
Verstehen Sie den Zusammenhang?
Und nun stellen Sie sich jemanden vor, der alle Tage durch die Weltgeschichte zieht und auf der Suche nach Hässlichkeiten ist, die er verbreiten kann, um aller Welt klar zu machen, dass die Anderen böse sind und er gut.
Was mag in diesen Gehirnen vor sich gehen, die da alleweil die große Reinheit im Munde führen und doch so üble Gedanken haben, die anscheinend Vergnügen daran finden, üble Geschichten nicht nur zu verbreiten, sondern sich an ihnen zu weiden scheinen? Die sich geradezu in der Hässlichkeit suhlen. Alles dem Anschein nach, um das Böse zu bekämpfen, damit das Gute siegen möge.
Unter Aufsätzen stünde da: "Thema verfehlt!", was nur eine milde Aussage darüber ist, was in Wahrheit in solchen Köpfen passiert.
Da kommen mir Inquisition und Kinder schändende Priester in den Sinn.
Und ein Hauch von dem, was sie in den Krimis Soziopathen nennen, schwebt über allem.
Menschen, die nicht mitfühlen können, und doch nach außen stets einen Anschein erwecken, als seien sie wie jederman. (Deswegen ist ihrer so schwer habhaft zu werden.)
Mich graust, wenn ich diesen Gedanken vertiefe, mir gar vorstelle, was in den Köpfen solcher Leute vor sich geht. Denen kein Mittel grausam genug ist, ihre Selbstgerechtigkeit vor der Welt auszubreiten.
Meine Schwiegermutter bin ich übrigens los geworden; obwohl die anscheinend nur immer an Sex dachte, war sie schlimm genug.
Wie aber muss sich die Welt für jemanden anfühlen, der Wonneschauer empfinden mag, wenn ihm die Grausamkeiten dieser Welt alle Tage solch ein widerliches Vergnügen bereiten? Und: Wie wird man seiner Herr?