Was bin ich froh, dass Frühling ist. Da kann es draußen aussehen, wie es will. April halt, aber trotzdem Frühling.
Denn ich liebe Bewegung an frischer Luft.
Womit ich nicht meine, mir auffällige Sportklamotten (gerne neonfarben) und sauteure Turnschuhe anzuziehen.
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Mir gehts nicht drum, dass jeder gleich sieht, was ich da tue. Und bequeme Schuhe trage ich praktisch immer.
Das schließt dann auch hochdramatisches Stretching an Parkbänken sowie Besuche im STUDIO aus.
Überhaupt: Mit dem Auto zum Sport fahren. Wie viel blöder gehts denn noch?
Und alles nur, damit man sich wieder beim Italiener und/ oder Griechen des Vertrauens übervolle Teller mit fettlastiger Ernährung leisten kann. Die kann der durchschnittliche Mitteleuropäer sich so oder so nicht leisten. Und es ist ja auch nicht klar, warum man sich den Bauch bis zur physischen Erschöpfung voll hauen muss. Man fühlt sich ja danach nicht einmal gut.
(Imgrunde, wenn ichs recht bedenke, ist das doch nur eine andere Methode, es so zu machen wie unsere gutbetuchten mittelalterlichen Vorfahren, die sich Federkiele in den Hals steckten - bei Tisch!, igitt! - um danach wieder neues Essen in sich hinein stopfen zu können.)
Aber das nur am Rande.
Überhaupt: Ernährung.
Nicht in freier Entscheidung, sondern einer ärztlichen Empfehlung folgend, esse ich kein Fleisch mehr. Wobei ich mir durchaus dessen bewusst bin, dass der Mensch ein Allesfresser ist, die Entwicklung seines Gehirns exhorbitantem Fleischkonsum verdankt und sowieso neige ich nicht zum Missionieren. Und wer da was auch immer essen will, dem sage ich - falls es keine noch krabbelnden Würmer sind - fröhlich "Guten Appetit!" und greife selbst zu meinem Gemüse.
Nach ersten, zunächst verzweifelten, Versuchen (Bin ich ein Karnickel?) kam ich zu der Erkenntnis, dass die Speisenpalette durchaus reichhaltig ist. Man muss nur anders einkaufen gehen. Und anders kochen.
Erstaunlicher als diese - für mich - neue Ernährungsform war die Reaktion meiner Mitmenschen.
Ich meine: KEIN FLEISCH lässt ja nun nicht so viel Deutungsspielraum. Dennoch fragte mich die Verkäuferin beim Fleischer, der ich etwas von ihrer Salattheke abschwatzen wollte: "Sie meinen: Kein Schweinefleisch."
Geduldig schüttelte ich den Kopf.
Eine Kollegin wiederum glaubte, es handele sich bei dieser Einschränkung um lediglich rotes Fleisch. Was ich ja sowieso höchst selten esse,... ähh, gegessen habe.
Wenn man sich in diesem Zusammenhang nicht zweifelsfrei Vegetarier nennt, was ich zunächst nicht tat, dann verwirrt das die Leute nur.
Und zunächst glaubte ich, die Begrifflichkeit Vegetarier passt nicht wirklich auf mich. Weil ich kein Überzeugungstäter bin, sondern mehr oder weniger sanftem ärztlichen Zwang folgte. Weil ich mir, auch heute, keine zwanghaften Gedanken über sanftbraune Kindertieraugen machte. Weil meine Motivation mithin keinerlei tierschützerischen Hintergrund hat. Ich dachte (und denke noch), dass wir lediglich Teil einer Ernährungskette sind. Über Tierhaltungsbedingungen und die Häufigkeit von Fleischgenuss zu diskutieren bin und war ich jederzeit bereit. Auch wenn sich das inzwischen erledigt hat.
Wahrscheinlich erlag ich dem Irrtum, dass "Vegetarier" so eine Art moralischer Ritterschlag ist, den frau sich durch einschlägige Haltungen verdienen muss.
Inzwischen sehe ich, dass das vollkommen wurscht, ...ähhh, brokkoli ist.
Für die Fleischesser spielt es keine Rolle, außer dass ich, die sich nicht ganz freiwillig für diese Lebensform entschieden hat, von den ganzen Pro-und-Kontra-Diskussionen befreit bin. Und eben nur ständig erklären muss, was sich eigentlich selbst erklärt: Kein FLEISCH heißt genau das.
Was die körperliche Ertüchtigung angeht (um zum Anfang zurück zu kommen), bin ich ebenso pragmatisch. Mich irgendwie und irgendwo abzuquälen, nur um das schlechte Gewissen und überflüssige Pfunde zu beseitigen, das fällt mir doch im Traum nicht ein.
Der Alltag hält genug körperliche Herausforderungen bereit, wenn ich sie denn nur suche, statt sie beständig zu vermeiden.
Wo denn steht geschrieben, dass (die Benutzung eines Fahrzeuges immer sportlich ausgenommen) ich meine Besorgungen im nächst gelegenen Markt machen muss, wenn doch vor den Toren der Stadt auch einer ist?
Warum sollte ich die Hausarbeit permanent vereinfachen oder manche Tätigkeiten grundsätzlich sparsam einsetzen bzw. gar einer Haushaltshilfe überlassen, wo sie doch so gesund ist?
Ich hörte von einer Frau, die nur durch intensivstes Praktizieren der Hausarbeit nicht nur im zweistelligen Kilobereich Pfunde verlor, sondern hervorragend definierte Muskeln aufbaute.
Angesichts dieser Erkenntnis darf man sich schon mal fragen: Sind diese Fenster da wirklich noch sauber???
Und sollte das Alles nicht ausreichen, dann gibt es immernoch das Balkongeländer (hervorragend für so eine Art Liegestütze), Türrahmen usf. vermittels derer ich unter Einsatz meines eigenen Körpergewichtes erstaunliche Sachen tun kann, ohne mich unter anderer Leute Augen zum Affen zu machen. Noch dazu bedarf es hierzu keiner Anfahrt irgendwo hin und keines Mitgliedsbeitrages. (Lassen Sie sich von niemandem erzählen, eine Mitgliedschaft würde Sie zum Hingehen anregen. Selten so einen Quatsch gehört. Eine Mitgliedschaft kostet einfach nur Geld. Und wenn da keine anderen Motive sind, bewegt sie den Hintern keinen Meter weit, sondern macht nur ein schlechtes Gewissen.)
Bliebe noch zu erklären, was das alles mit dem Frühling zu tun hat.
Klar ist der Mensch ein faules Geschöpf. Und wenns draußen knitterkalt ist, die Ohren unter der Mütze jucken und die Nase vom eisigen Wind abzufallen droht, dann gehe auch ich in den nächst gelegenen Laden.
Ich bin doch nicht blöd.