manchmal, denke ich, ein wenig weniger kopflastig wäre nicht schlecht. einfach nicht nachdenken, sondern fühlen. und das am besten laut, mit jeder menge sich poetisch gebender phrasen aus kitschromanen auf den lippen. es können auch kalendersprüche sein. mit so etwas kommt man ganz gut durchs leben, denke ich dann. und mehr braucht es gar nicht.

vielmehr scheint mehr allzu oft von wenig nutzen. denn diffenziertes denken, dieses "ja, aber ...", das den standpunkt des anderen, vielleicht nicht so guten, mit einbezieht, wird einem schon angelastet. und bei dem, was für gut und richtig erkannt wird, so rein konsensmäßig, geht es nicht um das, was wir alle selbst denken und tun, sondern um das, was wir glauben, die anderen erwarten es von uns.

politisches korrektsein für den hausgebrauch.

denn wir wissen ja schon, was allgemein für gut und richtig erkannt wird. am ende kommt dabei so ein moralischer einheitsbrei heraus, bei dem keiner kinder schlägt, steuern hinterzieht, schlecht über ausländer redet undsofort. was jeden von diesen keiners in die lage versetzt, klagend den finger gegen jene zu erheben, die solches tun.

sind wir ehrlich zu uns selbst (ich selbst übe mich darin schon lange), kommt dabei heraus, dass uns bei den kindern schon mal die hand ausrutschte (was besser war als ein verkehrsunfall oder eine schwere verbrennung), wir bei der steuer die anzahl der fahrkilometer gerade so großzügig bemaßen, dass es noch glaubhaft klang, und dass wir den türken aus dem nachbarhaus ganz schrecklich wasauchimmer finden. (was natürlich nicht an seiner herkunft, sondern an seinem schlechtem benehmen liegt. ... aber vielleicht ergibt das sich gerade aus der herkunft?)

------ ich jedenfalls weiß, warum ich mich so ungern im menschenpulk bewege. dieses allgemein-gebrabbel strengt mich unheimlich an. ob schwangeren-gymnastik, krabbelgruppe, elternkrams. ich versagte mich, weil ich es stets anstrengend und ermüdend fand, die immer gleichen probleme, argumente usf. unentwegt wiederzukäuen. wie mir auch diese freundlichen lügen, dass ich menschen nett finde, verstehen und mit ihnen fühlen kann, ums verrecken nicht über die lippen gehen.

ich finde nur nett, wen ich lange und gut genug kenne. das muss schon durch einige feuer gehen, ehe ich solche bekenntnisse abliefere. und ich fühle wohl mit, verstehe aber so manche selbst gemachte problemlage nicht. mir kann nicht leid tun, wer immer wieder in der gleichen sch... landet, ohne etwas zu lernen. und sowieso hilft den meisten mein mitgefühl nicht. ein kräftiges anpacken ist da oft hilfreicher.

manchmal, denke ich, ich hätte andere berufe haben sollen. weniger kopflastige. weniger analytische. weniger sachliche.

ich hätte so einen richtigen frauenberuf haben sollen. kindergärtnerin, friseurin, krankenschwester oder so. aber ich hab weder viel mit fremden kindern am hut, noch mit anderer leute frisuren oder schmerzen. ich kann nur erziehen, haare schneiden oder pflegen, wenn es was mit meiner familie zu tun hat.

und manchmal, immer öfter, denke ich: pfeif drauf, das bin nun mal ich. keine massenware halt. aber muss ja auch nich.

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Silvia Jelincic

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