... zwischen Hetze und Rassismus bewegen sich die Diskussionen um die Entscheidung der Essener Tafel, vorerst keine weiteren Ausländer in ihre Versorgung aufzunehmen.
Während die mediale Republik auf allen Kanälen Rassismusvorwürfe laut werden lässt, verteidigt der Vorsitzende der Essener Tafel, Jörg Sartor, die Entscheidung. Bei einem Ausländeranteil von 75 % könne von Rassismus nicht die Rede sein. Probleme habe das Auftreten mancher Ausländer bereitet, die durch Drängelei und Frauenfeindlichkeit "die Oma von nebenan" sowie auch Alleinerziehende vertrieben hätten.
Auch Jochen Brühl, Bundesvorsitzender der Tafel e.V., bestreitet den Rassismusvorwurf. Vielmehr, meint er, habe sich die deutsche Gesellschaft daran gewöhnt, Armutsprobleme, die alle Teile der Bevölkerung betreffen, u.a. auf die Tafeln abzuwälzen, ohne selbst adäquate Lösungen anzubieten.
Es könne nicht Aufgabe der Tafeln sein, Defizite der Gesellschaft dauerhaft aufzufangen.
Zwar sei er nicht glücklich über Sartors Entscheidung, verweise diese aber in dessen Verantwortungsbereich.
Wie kann, frage ich mich, das "helle" Deutschland bei einer Quote von 75% Ausländeranteil in der Tafel Essen so leichtfertig von Rassismus reden? Machen jene, die solches behaupten, es sich nicht ein wenig zu leicht?
Und, wenn denn in Deutschland die Sozialsysteme so gut und gerecht sind, wozu brauchen wir überhaupt Tafeln, auf die wir im Falle des vermeintlich nicht korrekten Handelns mit spitzen Fingern zeigen können?
Nahezu alle Mitarbeiter der Tafeln überall verrichten ihre Arbeit ehrenamtlich. Die Essener Tafel gehört zu jenen, die sich ausschließlich (!) aus Spenden finanziert. Öffentliche Mittel kommen im System der Tafeln insgesamt kaum vor. Wer, der öffentlich seinen Job ordentlich macht, sei unter diesen Bedingungen berufen, da den ersten Stein zu werfen?
Betrachte ich den Vorgang sachlich, dürfte der Anteil der Bedürftigen der Essener Bevölkerung nicht zu 75% aus Ausländern bestehen. Bei einem Gesamtanteil Nicht-Deutscher von weniger als 25% in Essen kann selbst unter ungünstigsten Bedingungen nicht hiervon ausgegangen werden.
Gerecht verteilt, ohne Ansehen der Herkunft, wie genau sollte das aussehen?
Nach Alter?
Nach Kinderanzahl?
Nach der Chance, selbst etwas zu verdienen?
Und was ist mit jenen, die in Jahrzehnten so konditioniert wurden, dass sie gar nicht erst auf die Idee kommen, sich ergänzende Leistungen mitsamt dem Nachweis der eigenen Bedürftigkeit zu holen? Sammeln die weiter Flaschen?
Es ist, und damit hat Brühl vollkommen Recht, an der Zeit, sich mehr Gedanken zu machen als die, welches Ansehen die Deutschen irgendwo in der Welt haben. Es wird Zeit, sich Gedanken um die Armut in Deutschland allgemein zu machen.
Denn es ist nicht Aufgabe der Ehrenamtlichen, in einem der reichsten Länder dieser Welt mit der immer wieder verkündeten boomenden Wirtschaft Probleme zu lösen, die wir nicht haben müssten.
Schon gar nicht, dass Medienvertreter und Politiker aller Parteifarben das Recht hätten, zu urteilen über jene, die tun, statt zu reden.
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