Legen Sie die Hände an den Hinterkopf. Der Rücken ist gerade. Schultern und Bauchmuskel gestrafft. Machen Sie mit dem linken Fuß einen Ausfallschritt vorwärts und senken Sie das hintere Knie so ab, dass es rechtwinklig gebeugt ist, aber noch etwas über dem Boden schwebt ... *
Ich lege das Buch auf den Balkontisch und schaue mich um.
Am Rande des blassblauen Himmels sehe ich eine Wolkenbank. Unten blaugrau und oben mit zartrosa Rändern an den bauschigen Gebilden. (Würde man so etwas malen, gälte es leicht als Kitsch. "So etwas gibt es ja gar nicht!", würden die Leute sagen und sich empört abwenden, während sie diesen Zauber im Herzen bewahren.
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Danke!
"Am Himmel, meine lieben Herrschaften", möchte man da sagen, "gibt es praktisch alles. Aber malen darf man es nicht, will man nicht als Gefälligkeitsmaler gelten.";)
eigenes bild
Es ist erstaunlich still. Selbst die Vögel scheinen noch zu schlafen.
Nur ganz weit oben höre ich ein munteres "Kaaaak, Kak", kann die Krähen aber nicht ausmachen, weil sie so hoch fliegen.
Irgendwo vom Dach her gurrt eine einsame Taube mit einem Morgenkatarrh.
Ansonsten: Kein Mensch, kein Vogel sonst und auch noch keine Autos.
So friedlich.
Ganz entschieden ist es noch zu früh für irgendwelche körperlichen Verrenkungen. Ich strecke die Beine wohlig aus dem wärmenden Bademantel (ja, es ist ausnahmsweise angenehm kühl!) gegen die Balkonbrüstung. Das muss als Körperertüchtigung reichen.
Drinnen, auf meiner Staffelei, steht ein Wasserbild, an dem ich schon ewig male. Wasser ist gar nicht so leicht zu malen. Die Wellen und Bögen, das Helle und Dunkle, das Durchschimmern von Irgendwas darin und das Glitzern von irgendwas darauf. So ein Bild kann ewig dauern.
Es ist, denke ich, der richtige Morgen für die Arbeit an der Ewigkeit ...
(*Mark Lauren: "Fit ohne Geräte" riva-Verlag)
