Gilt Tanz nur als Tanz auf der Tanzfläche?
Das letzte Mal, dass ich tanzte, ist mehr als zehn Jahre her.
Es war auf einer richtig großen Familienfeier mit gemietetem Saal und befreundetem DJ.
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Und als der DJ anfing, tat er das mit "Lovely Day", einem Gute-Laune-Hit aus meinen jüngeren Jahren, der alle Muskeln zum Zappeln brachte.
Es war auch damals schon eine Frau, mit der ich tanzte. Nicht, weil ich auf Frauen stehe, sondern weil Männer immer ein bisschen länger brauchen. Da wäre das Lied zu Ende gewesen.
Und irgendwie ist es ja auch egal. War ja sowieso nix zum Engtanzen. Da tanzt ja jeder ohnehin nur mit sich selbst und sucht sich bestenfalls ein Alibi. Für die, die noch altmodisch genug sind, um zu meinen, dass frau einen Tanzpartner braucht.
Während ich tanzte, bemerkte ich, immer wenn die Blickrichtung stimmte, dass ER mich anschaute. Gefesselt, begeistert. Und er sorgte auch dafür, dass ich hernach, als ich von der Tanzrunde erschöpft war, neben ihm zu sitzen kam. Und bot alles auf, was an Charme er zu bieten hatte.
Ich tanzte an diesem Abend noch sehr viel. Nur einmal mit ihm, was ich unangenehm fand.
Am nächsten Morgen sagte meine Schwester, er würde sich sehr für mich interessieren. Und er sei Millionär. Es klang sehr ehrfürchtig.
Ich, während ich mich fragte, was wohl sie mir damit sagen wollte, begann nachzudenken.
Ein Millionär also.
Der sich für mich interessiert.
Aha, dachte ich damals. Und ich fragte mich, was wohl ein paar Millionen für mich für einen Wert haben, die einem anderen gehören. Und ich dachte auch an die anderen Gutbetuchten, die ich vorher gekannt und für mich verworfen hatte.
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Neulich sah ich "Mörtel" mit seiner jungen Frau, die seine Enkelin sein könnte und es liebt, mit dem Hubschrauber zum Lieblingsitaliener zu fliegen. Ihre Tochter hasst es. Und Mörtel scheint in dieser Beziehung ziemlich ambivalent. So eine junge Frau ist anstrengend. Besonders, wenn sie Dinge nur deswegen tut, um Geld auszugeben. Nicht, dass er es nicht hätte. Vielleicht erinnert er sich, dass es einmal nicht so leichte Zeiten gab. Vielleicht geht er einfach nur nicht gerne einkaufen. Vielleicht schätzt er ihr Kitschgemüt nicht.
Ich jedenfalls dachte, dass frau schon sehr einfach gestrickt sein müsse, wenn sie ihr echtes oder vorgeführtes Frohnaturell stets parat hat (haben muss), um einen älteren Herrn bei Laune zu halten. Damit er sein Geld locker macht. Weil, wenn sies nicht mehr tut, er sich ein anderes Frohnaturell sucht.
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Der Herr damals, ich vergaß, war zirka zwanzig Jahre älter als ich. Und ich sagte mir, dass ich womöglich ganz schön dumm dastünde, wenn er - was wahrscheinlich ist - vor mir den Weg in die Ewigkeit geht. Und ich hätte ich mich ganz auf ihn eingelassen.
Weil er Millionär war.
Pah, was ist das schon?
Davon gibts viele.
Einige kannte ich.
Die passten nicht besser zu mir als allerhand andere ohne Millionen.
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(Neulich sagte mein Tochterkind zu mir, sie sei froh, dass ich immer zu ihr gesagt hätte, frau müsse finanziell selbständig sein. Das und nur das ist Freiheit.
Irgendwas, dachte ich da, habe ich richtig gemacht.)
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Während ich Geschirr abwasche, spielen sie "Lovely Day" und ich tanze vor dem Abwaschbecken. Ein bisschen Wasser spritzt durch die Gegend.
Na, und?
Ich denke, tanzen ist auch ohne Tanzfläche tanzen.
Was wohl der Millionär gerade macht?
(Pardon für die komische Aufnahme; wenigstens lässt der Herr Billy Withers im Original durchlaufen.)