Serien zu sehen, hat ja etwas leicht Anrüchiges. Leute sehen Serien, weil sie nichts zu tun haben und sich gern vom Fernsehen einlullen lassen. Serien fesseln gleichermaßen wie sie den Verstand abtöten. Und all der Weisheiten mehr.
Kann schon sein, aber neulich warf ich all diese Vorurteile über Bord und opferte ein ganzes Wochenende für Elliot, der gleichermaßen irre und hellsichtig ist.
Das die Produktionsfirma Anonymous Content heißt, ist kein Zufall. Wer sich mit den politischen Untergründen des Internets befasst, hat hierzu gleich eine Vorstellung, die weit entfernt ist von der Idee, dass sich z.B. im Darknet nur Waffen- und Drogenhändler sowie Liebhaber von Kinderpornos tummeln. Anonymous ist Eingeweihten oder auch nur Interessierten ein Begriff und hat mit Waffen, Drogen, Schmuddelzeugs rein gar nichts zu tun. Anonymous ist ganz sicher ein bisschen irre, aber ebenso hellsichtig wie Elliot.
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Die Produktionsfirma gleichen Namens macht Serien wie Mr. Robot. Das Geld dazu verdient sie sich mit Werbekampagnen für die ganz großen Firmen, die wir alle kennen, aber - wenn wir denn politisch wach sind - verwerflich finden. Den Feind mit seinem eigenen Geld zu bekämpfen, hat schon etwas.
Genauso wie Elliot, der als Profi-Hacker stets von seinem Gewissen getrieben ist: Wann nutzt man seine Macht aus und wann nicht? Denn Wissen ist Macht. Francis Bacon, der solches bereits im 16. Jahrhundert wusste, konnte nicht ahnen, wie viel mehr an Gewicht diese Erkenntnis im Informationszeitalter haben würde, wenn Computer es möglich machen, in die Köpfe und Wohnzimmer der Leute hinein zu schauen. Da sind alte Volkslieder obsolet, weil die Gedanken eben nicht mehr frei sind.
Elliot, obschon der klassische Einzelgänger, gerät in ein Hacker-Kollektiv, dass Anonymous-Ideen bis zur letzten Konsequenz durchführt. Wo die Hacker von Anonymous sich zwischen 2008 und 2013 zunehmen politisierten (angefangen hat alles mit einer Anti-Scientology-Kampagne), schließlich aber ob der extremen Verfolgung durch staatliche Organe ruhiger geworden sind, machen Elliot und sein Kollektiv weiter, schlagen das Geldsystem kurz und klein. Und auch da hört die Serie nicht auf. Was genau passiert, wenn die Reichen ihre Guthaben verlieren und die Armen ihre Schulden? Wie genau funktioniert das System? Und wer verhält sich in welcher Situation wie?
Das alles verpackt in einer Serie(!), die an Cliffhangern nicht spart und uns - zu Recht! - bei der Stange zu halten sucht und hält.
PS an @hagerhard : Es ist wohl kein Zufall, dass der Beginn (Staffel 1, Folge 1) mich hieran erinnert:
https://www.fischundfleisch.com/hagerhard/the-birth-of-neoliberal-politics-41072