Diese Zeit nennt sich Kommunikationszeitalter, doch wer hinhört, merkt sehr schnell, dass die jederzeit bereit sein wollende Fähigkeit zur Aussage von irgendwas nichts anderes hervorbringt als eben das: Phrasen und Floskeln.
Fast vergeht einem die Lust, irgendwem zuzuhören, weil stets viel geredet, aber nur selten etwas gesagt wird.
Heute morgen hörte ich, die Sportler seien "hoch motiviert", was, wenn man es recht betrachtet, eine Selbstverständlichkeit ist. Ohne jedwede Motivation kann man keine sportlichen Bestleistungen produzieren, sondern sollte es lassen. Und wenn eine Motivation nicht hoch ist, ist sie dann noch eine?
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Kurz danach wunderte ich mich, dass keiner über die Erdbeben in Indonesien "so furchtbar betroffen" ist. Die Meldung kam auch erst kurz vor Ende. Messen wir immerhin 5000 noch Vermissten weniger Bedeutung bei, wenn sie tausende Kilometer entfernt im Schlamm begraben sind? Wo bleibt denn da unsere allfällige Betroffenheit über Alles und Jedes? Sinkt der Wert eines Menschlebens mit seiner Entfernung zu uns?
"Tief bestürzt" hingegen äußern sich nicht genannt sein wollende Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes über den Tod einer bulgarischen Journalistin, deren Namen sie vermutlich in der Todesmeldung erstmalig lasen.
Wer Medien welcher Art auch immer konsumiert, begegnet ihnen, diesen hoch emotialen Redewendungen, und staunt - sobald eine Kamera im Spiel ist - womöglich über die seltsam emotionslose Mimik der Sager.
Einmal sah ich angesichts eines Unglücks Einen mit Tränen in den Augen, der winkte Kamera und Mikrofon einfach weg. Er KONNTE und wollte vielleicht einfach nichts sagen, so tief betroffen und/ oder bestürzt war er. Und er hätte es, wenn er etwas hätte sagen können und wollen vielleicht einfach nur "traurig" genannt.
Warum sind wir heute eigentlich nicht mehr einfach nur traurig oder froh? Warum meinen wir, große Worte und Gesten würden unsere echten oder zur Schau gestellten Empfindungen gewichtiger machen? Und warum genügt uns das Vokabular, das uns Jahrhunderte lang trug, nun plötzlich nicht mehr?
Halten wir uns alle für Sprach- und Gefühlskünstler? Meinen wir, in der Fülle der Ereignisse und Informationen mit groß tönenden Worten mehr in den Vordergrund zu kommen? Und, wenn ja, warum wollen wir da hin?