Poppen bis der Arzt kommt, die Zweite

Eigentlich wollte ich nur einen Abschlusskommentar schreiben, als ich dann beim Zusammenfassen meiner Gedanken merkte, dass da viel zu viel zu sagen war.

Zunächst: Ich war erstaunt. Ähnliche Blogs hatte ich, anderswo, schon über andere Leute geschrieben. Zum Beispiel die Birkenbihl. Denn ich schätze unkonventionelles Denken, das wiederum mir Denkanstöße gibt.

Viel zu oft denken wir viel zu sehr in eingefahrenen Bahnen. Wir werfen einen Blick auf irgendwas und haben schon unser Schubfach parat: rechts-links, offen-spießig, rot-schwarz, Neger-Weißer und all dieses Krams.

Und ich frage mich, machen wir uns das alles nicht viel zu leicht? Mögen wir jemanden nur dann, wenn er immer das Richtige sagt, in den richtigen Medien veröffentlicht und vor den richtigen Menschen auftritt?

Ich muss sagen, mir ist das herzlich egal, ob alles, was einer von sich gibt, richtig ist. Ich selbst hab die Richtigkeit ja nicht gepachtet. Ich bin eine Suchende, schon mein Leben lang, und froh drum, wenn ich ein paar Leute finde, deren Meinungen mir etwas zu sagen haben, vielleicht ein Grundgefühl meiner eigenen Befindlichkeit berühren. Es gibt keinen zweiten Menschen, der ganz genauso denkt wie ich. Da sind ein paar Berührungspunkte schon dankenswert genug.

Mir ist es herzlich egal, ob Popp im Kopp-Verlag veröffentlicht, wo ich höchstwahrscheinlich kaum etwas für mich zu lesen fände. Das muss er entscheiden. Und mich juckt es nicht, ob er an den nahen Zusammenbruch des Weltwirtschafts- und Finanzsystems glaubt und dafür seine Vorkehrungen trifft. Mag er seinen Privatbunker bauen und Lebensmittelvorräte anlegen; das tun andere auch. Ich habe zu so etwas nicht die Möglichkeiten, noch das Interesse daran. Löblich immerhin finde ich, dass er an die Folgenden denkt, während ich hoffe, rechtzeitig genug das Zeitliche gesegnet zu haben.

Ich finde es auch nicht mutig, ihn öffentlich für interessant zu befinden. Wo ist da der Mut in einer Gesellschaft, die sich immer wieder beteuert, wie meinungsfrei man doch sei? Kann schon sein, dass Selbstbild und Realität da auseinander driften. Dass es einfacher ist, ein schlechtes Erdogan-Gedicht in den Raum zu schmeißen als zu sagen: Ich bekenne mich zu meinem Interesse an einer Sache, die von allen Lagern als fragwürdig angesehen wird.

Andererseits (ich sagte es schon gestern): Ich bin kein Sektierer. Nur weil ich mir das Eine anhöre, werde ich mir fürderhin nicht alles andere versagen. Schon immer sammelte ich Informationen aus allerhand Richtungen. Dass ich "Mein Kampf" nie wirklich gelesen habe, liegt nicht an irgend einer Aversion (ich hätte schon wissen wollen, was und warum das damals passiert ist), sondern an ausnehmend schlechtem Stil, der mich lange vor irgendwelchen Erkenntnissen verzweifeln ließ.

Ich habe gestern, am Popp-Tag durchaus auch Dinge gehört, die ich befremdlich fand. Das Hohelied der Mutterschaft ließ mich zucken. Aber ich zuckte regelmäßig bis vor ein paar Jahren, als man die Frauen im Osten, die ihre Kinder eher gezwungenermaßen (weil man von einem Gehalt nicht leben konnte) in Kindereinrichtungen brachten, RABENMÜTTER nannte. Heute sagt ja keiner mehr so etwas, weil man auch hier nicht mehr von einem Gehalt eine Familie ernähren kann. So schnell setzt sich der Wandel der Gesellschaft in unserem Denken fest. Freiwillig? Man wird ja noch einmal darüber nachdenken dürfen, ob jene Mütter, die es gerne und gerne ausschließlich das sind, nicht auch für ihre Leistung honoriert werden sollten.

Gleichzeitig fand ich einiges an verbalen Konkretisierungen durchaus erfrischend. Dass nicht Geld arbeitet, sondern Menschen arbeiten, ist nicht neu (Das findet man auch im Programm von Volker Pispers.), dass aber nicht simpel von Arm nach Reich verteilt wird, sondern von Fleißig nach Reich, muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Jene, die nicht als Kind eines Milliardärs geboren wurden und also zum 20. Geburtstag bereits - ohne jegliches Zutun - Geld im Wert von 200 Häusern besitzen, können so fleißig sein wie sie wollen; sie werden immer nur den Reichtum derer mehren, die von anfang an besser dastanden, weil ... Menschen arbeiten, nicht Geld.

So betrachtet, macht der Gedanke, dass Zinspolitik nicht nur nicht sozial, sondern asozial ist, durchaus Sinn.

Und der Dinge mehr.

Warum ich all das schreibe?

Weil das Denken nur dann bereichert, wenn Mann und Frau sich aus ihrer Blase heraus begeben. Schauen, was andere in anderen Millieus sagen und denken. Entrüstet abwenden kann ich mich immer noch.

Mich aber entrüsten (oder auch nur ängstlich) abwenden, weil MAN sich mit solchen Leuten nicht abgibt, ist im allerhöchsten Grad intolerant.

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pirandello

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Silvia Jelincic

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Spinnchen

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