Ich mag (mochte?) Böhmermann nicht. Für mich hat er, gerade auch mit dem Erdogan-Gedicht, Grenzen überschritten. Gleichwohl gerate ich gelegentlich in seine Sendung hinein und clicke immer seltener weg. Inzwischen beginne ich sogar, seine Weitsicht zu schätzen. Wo noch niemand über den Echo sprach, nahm der ihn schon aufs Korn usf.
Und, mal ehrlich, ob die nun Reconquista Germanica oder wie auch immer heißen: Dass da Leute sind, die gezielt die heutigen technischen Mittel und Möglichkeiten nutzen, um ein paar Verblendete so dastehen zu lassen, als wären es Zich- und Hunderttausende, offenbart sich doch praktisch von selbst. Die Zahl der rechten Meinungsäußerungen im Netz steht der Zahl der AfD-Wähler diametral entgegen. Wären all diese Meinungsäußerungen echt, hätten wir ja längst einen AfD-Kanzler, was nicht der Fall ist, nicht einmal in Ansätzen absehbar.
Otto-Normal-Wähler, so gern man ihn auch für minderbemittelt und beeinflussbar halten mag, sieht die Dinge dann offenbar doch etwas differenzierter, was z.B. zu merken war, als man versuchte, die deutsche Wahl (von anderen in anderen Ländern reden wir jetzt mal nicht) gezielt zu beeinflussen. Plötzlich gab es da jede Menge ziemlich frischer Twitter-Accounts, die allesamt etwas von "Verrätern" plapperten und damit die Kontrahenten, die - ok. - keine wirklichen waren, zu misskreditieren beabsichtigten.
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Kann schon sein, dass das deutsche Volk angesichts der Wahl seine Ratlosigkeit offenbarte, aber schlussletztlich war die Experimentierfreude so groß dann auch nicht, dass man einer Partei sein Vertrauen hätte aussprechen wollen, die durch diese und jene Äußerung sich hervorgetan hatte, die allerlei Unbehagen erzeugten. So schlecht war es mit Frau M. ja irgendwie auch nicht gelaufen. Und Neiddebatten und dieses vermeintliche Unbehagen, von dem keiner so recht wusste, ob es echt oder nur "irgendwie gefühlt" war, reichten für einen allgemeinen Stimmungsumschwung nicht aus.
Wenn Böhmermann jetzt zu einer Gegen-Kampagne aufruft, in denen er die Leute ermuntert, sich die echten Identitäten der RG-Mitglieder mal aufs Korn zu nehmen und dann zu überlegen, ob sie die "blocken, melden oder mit-Liebe-überschütten" wollen, dann gibt er seinen Followern mehr Freiraum, als es RG mit seinen Mitglieder tut. Die nämlich klopfen jeden auf seine "Gesinnungstreue" ab und bieten ihm, bei Aufnahme, eine rigide Handreichung an, wie er die Verächtlichmachung und Bedrohung seiner Gegner zu bewerkstelligen hat.
Und, ja, ich weiß, dass es hier schon einen Blog zu diesem Thema gibt.
K.A. und ich sind keine Freunde. Ich teile nicht einmal ihren Überschwang, wenn es um Böhmermann geht.
Umso gewichtiger ist, finde ich, mein positives Statement in dieser Sache.