Brot und Spiele? Ablenkungstherapie?
Egal!
Es funktioniert.
Während wir uns als vermeintlich Rechte oder Linke die Köpfe einschlagen, während wir trefflich darüber wettern, ob nun alle Frauen Kopftuch tragen sollen und Saudi Arabiens Rolle in der internationalen Frauenpolitik gerne missdeuten, bleiben die wirklich wichtigen Fragen im Hintergrund.
Gibt es noch Linke und Rechte im ehemaligen Sinne?
Kann ich links sein und dennoch Kriminalität von Migranten kritisch sehen?
Kann ich rechts sein und mich dennoch um Flüchtlinge kümmern?
Was überhaupt bedeutet dieses links und rechts heute?
Und warum orientieren sich Feindbilder auf Menschen, die genauso arme Schweine sind wie Otto Normal?
Gibt es überhaupt noch denkende Menschen, die den Kommunismus (links!) wollen? Wir haben doch im Ostblock etc. erlebt, wohin das führt.
Gibt es außerdem denkende Menschen, die das Prinzip Kapitalismus so vollständig in Zweifel ziehen?
Oder ist nicht vielmehr jedem klar, dass das Prinzip MARKT und Leistung funktioniert?
Wenn auch vielleicht nicht als frei funktionierendes Konstrukt.
Denn, machen wir uns nichts vor, was die alten Wirtschaftswissenschaftler meinten, hat nie funktioniert. Der Markt war nie FREI. Er funktionierte stets nur im Verbund mit der Macht.
Wie anders wäre die Rettung der Banken zu erklären? Hätten sie nicht vielmehr untergehen müssen?
Wie anders ist die Unfreiheit des Arbeitnehmers zu erklären? Kann er die Arbeit annehmen, die er will? Oder muss er nicht wegen allerhand Arbeitsmarktregularien annehmen, was halbwegs zumutbar ist? (Erklärt sich nicht genau daraus die Sorge bei der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens?: Arbeitnehmer, die unabhängig genug sind, sich bei der Wahl ihrer Arbeit im Rahmen eines freien Marktes für oder gegen eine Arbeit zu entscheiden.)
Wäre die Entscheidung allseits so frei und leistungsabhängig, dürfte man sich dann schon fragen, aus welcher Qualität und Quantität sich der Anstieg der Vorstandseinkünfte in den letzten dreißig Jahren auf das mehr als Zehnfache erklärt. In Relation zum Durchschnitt der Arbeitnehmereinkünfte sind das vor dreißig Jahre das Zwanzigfache und inzwischen mehr als das Zweihundertfache.
Glaubt wirklich jemand, dass die Vorstände jemals zwanzig oder zweihundert mal klüger/ fleißiger waren als ihre Arbeitnehmer?
Und, nein, die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen sie ja auch nicht.
Sollte nicht das Resultat der Arbeit gerechter verteilt werden?
Und, wenn ja, wer würde das bestimmen? Doch nicht jene, die heute so satt profitieren.
Der Staat also und seine Rolle im System.
Wem soll er dienen?
Marx erklärte ihn als "Machtinstrument der herrschenden Klasse", was ziemlich genau die Verhältnisse wiederspiegelt, wie wir sie gerade eben haben.
Aber: Was berechtigt jene, die das Geld haben, über jene, die die Werte schöpfen, zu herrschen?
Und: Fließt nicht denen, die das Geld haben, noch mehr davon zu, indem sie die unheilige Allianz mit dem Staat suchen und pflegen und für die geeigneten Gesetze sorgen?
Indem sie zum Nutzen und Frommen aller Beteilgten den heutigen Politikern ihre Posten von morgen in Aussicht stellen?
Bei der Frage nach Rechts und Links geht es um genau das: Wie groß soll der Einfluss des Staates sein? Und wem soll der Staat dienen? Nicht die "links-grün-versifften" Politiker sind das Problem, sondern jene, die den Einfluss des Staates nur dort sehen wollen, wo er dem Geld nützt und dem Volk schadet, wo ein Prozent wunschgemäß "bedient" und neunundneunzig als dummes Wahlvieh durch die medialen Laufgänge getrieben werden.
Ja, wettert weiter über Migranten und Islam.
Denn solange ihr das tut, werdet ihr euch mit den wahren Problemen nicht auseinandersetzen.
Aber eines gebe ich zu bedenken:
Die da oben haben längst erkannt, dass sie auf Messers Schneide wandeln.
Angesichts einer Rede vor Zigtausenden bewaffneter Soldaten sagte jedenfalls einer der großen Feldherren zu seinem Begleiter:
"Ist es nicht merkwürdig? Wir beide sind die einzigen Unbewaffneten hier. Und doch haben die da unten alle Angst vor uns."
Politik ist die Kunst, von den Reichen das Geld und von den Armen die Stimmen zu erhalten, beides unter dem Vorwand, die einen vor den anderen schützen zu wollen.
(unbekannt)
Ach, und wer da jetzt glaubt, das Statement einer Linken gelesen zu haben, wird enttäuscht sein.
Der Blog ist inspiriert von Robert B. Reich, einem ehemaligen Mitarbeiter im Stab Bill Clintons, der auffordert: "Rettet den Kapitalismus! Für Alle, nicht nur für 1%."