Eine Bekannte erzählte mir heute (Wie kamen wir bloß drauf?) von früher. Als sie noch jung war und schlank, seeehr schlank (ich auch). Wir arbeiteten in Vollzeit, studierten berufsbegleitend, nähten und strickten unsere Kleidung selbst, hatten einen Haushalt mit Kindern. Heute fragen wir beide uns, wie wir das alles geschafft und wann wir geschlafen haben. Jedenfalls hatten wir keine Figurprobleme. Wir waren nicht einmal unglücklich.

Heute geht es uns gut. Vielleicht ein bisschen zu gut. Das Leben ist geordnet, gemächlich und der Kühlschrank stets voll.

Nur manchmal bricht das alte Gefühl durch. Wenn nicht gerade die Altersmucken an uns zerren.

Zu Altersmucken fällt mir ein, was meine Mutter einst sagte. Ich (damals jenseits der dreißig) hatte sie gefragt, wann denn nur das kommt mit dem Erwachsenwerden. Ich hatte nicht das Gefühl, diese Schwelle bereits erreicht zu haben, obwohl da so eine Idee war, dass es mit dreißig oder drumherum spätestens hätte kommen sollen. Meine Mutter sagte damals, sie müsse mich enttäuschen. Es käme in Wahrheit nie so richtig. Klar, sagte sie, gäbe es Leute, die so täten als ob ..., aber in Wahrheit würde sie selbst, inzwischen jenseits der siebzig, noch hadern: An Tagen, an denen es ihr gut ginge, fühle sie sich beim Aufstehen wie neunzehn und ginge dann ins Bad, um die alte Frau im Spiegel zu waschen.

Dass das Gehirn nicht altert, versteht nur, wer selbst älter wird. Da oben im Kopf sitzt ein Kind, das spielen will. Das Problem liegt nicht in jenem Kind, das ja eher macht, dass wir uns wohl, glücklich, unbeschwert und neugierig fühlen könnten, sondern in der Umwelt, die etwas Anderes von uns erwartet. Ein bisschen ist es wie ein Geheimnis, das wir vor unseren Kindern und Kindeskindern haben: Wie könnten wir zugeben, dass Erwachsensein eine Illusion ist und wir alle es nur spielen? Böse Zungen behaupten, es sei dieser Widerspruch, der manch einen von uns krank macht. So tun zu müssen, als ob ... ist nie gesund.

Glücklich, wer da loslassen kann von den Erwartungen anderer und einfach nur ist, wie IHM ist.

Wir haben getanzt, obwohl selbst jene, die unsere Kinder hätten sein können, sich unbehaglich an ihre Stühle krallten. Uns stand der Sinn danach und irgendwie hat es auch gepasst:

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fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 03.07.2017 23:29:08

Matt Elger

Matt Elger bewertete diesen Eintrag 03.07.2017 18:26:30

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