es gibt so tage, an denen scheint alle welt verrückt zu sein. (mich selbst nehme ich da nicht aus.)

strahlender sonnenschein. die seele störts nicht, dass es dabei knitterkalt ist.

schon gar nicht, wenn zwischen einem selbst und der kälte da draussen wände und fenster sind.

die sonne immerhin kommt herein.

blendet ein bisschen, was man nach all den trüben tagen nicht gewöhnt ist.

es ist gut.

und sollte auf die stimmung wirken, irgendwie positiv, glaubt man.

stattdessen spielen die leute verrückt, sind überdreht. freundlich erst und doch auch schnell gereizt.

öfter als an vielen anderen tagen umgeben mich laute, ungeduldige worte.

"der mond", sagt eine kollegin, "kann es nicht sein. vollmond ist erst in zwei tagen."

und während sie weiter mutmaßt, zum glück nicht in meine richtung, gehe ich weiter und denke:

nicht der mond, die sonne vielleicht. vielleicht auch der wechsel zwischen hoch- und tiefdruck.

kopfschmerzen habe ich auch.

zum glück ist wochenende, nach einer arbeitswoche ausgereizt bis zur letzten minute.

kein ruhiger ausklang, sondern rotglühendes tempo bis zum letzten moment.

wild entschlossen, dieses wochenende nun endlich anfangen zu lassen, gehe ich einkaufen. nur das nötigste, nur das schönste. etwas zum abendbrot, ein paar getränke.

dann beim asiaten: mitnehmgerichte aus dem wok. endlich ein paar minuten wohliges nichtstun.

ich kann zusehn beim kochen und sehe die köchin die zutaten in den wok schaufeln. wenn es zischt und brodelt, schiebt sie die unterlippe nach vorn. ganz bei der sache.

ich währenddessen sitze hinter hohen scheiben in der sonne, muss lächeln über diese zarte kinderstimme, die aus dem hintergrund fröhlich zwitschert, merke, wie sich meine rückenmuskeln entspannen. am liebsten würde ich mich hinlegen, hier auf diese weiche lederbank, zwei tage lang nicht aufstehen und dieser stillen frau, die ganz bei sich ist, einfach nur zuschauen.

stattdessen weiter zum bäcker (kreppel) und dann zum eismann (vier kugeln im becher zum nachtisch).

als ich zu hause ankomme, ist sohni schon da. hat - wie früher - den müll runter gebracht und das geschirr weg geräumt. nimmt mir jetzt die taschen ab, deckt dann den tisch.

nach dem essen sagt er, er müsse mit mir reden. und ich denke, dass ich heute noch eine krise nicht vertrage.

stattdessen sagt er, dass er schon lange, lange zeit sagen wollte, wie leid ihm "diese sache" vor ein paar jahren getan hat. "diese sache", die ich nicht gerade vergessen habe, aber doch eingeordnet (zum verzeihen sah ich nichts; es war eben so.), diese sache spielt längst keine rolle mehr in meinem denken. ihn aber hat sie beschäftigt. und endlich hat er den mut gefunden, sie an- und auszusprechen.

ich beruhige ihn. am ende bleibt die hoffnung, dass es das war, auch für ihn, dass wir diese schublade zu machen können.

und der gedanke: nicht alle spielen heute verrückt. nicht alle ...

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Matt Elger

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fischundfleisch

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Globetrotter

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