Wir diskutieren über Links und Rechts.

Und alles klingt wie eine Beschimpfung, ein Vorwurf, denn immer sind es die anderen, die die Linken und Rechten verorten. In eine Ecke, in der sie selbst nicht sein wollen.

Aber haben wir in Wahrheit nicht schon jegliches Gefühl für links und rechts verloren, machen bestimmte Einstellungen an bestimmten, sehr wenigen Fakten fest, die mit links und rechts in Wahrheit nur noch wenig zu tun haben?

Ich habe nachgeschaut und das gefunden:

Links/Rechts

In der Politik gibt es die Bezeichnungen rechts und links für unterschiedliche politische Richtungen. Im 19. Jahrhundert saßen im Parlament Abgeordnete konservativer Parteien rechts vom Parlamentspräsidium, Abgeordnete sozialistischer Parteien links vom Präsidium. Obwohl das im österreichischen Nationalrat immer noch so ist, sagt die Sitzordnung heute nichts mehr über die politische Richtung von Parteien aus.

Aus dieser Rechts-links-Situation entwickelten sich die Einstufungen von rechts und links: In der Mitte sind jene, die mit dem bestehenden Zustand der Demokratie im Wesentlichen zufrieden sind. Rechts steht für ein Demokratieverständnis, bei dem innerhalb der Demokratie die individuellen Freiheiten wichtiger sind als Gleichheit. Links bedeutet, dass mehr (soziale und politische) Gleichheit angestrebt wird, manchmal auch auf Kosten individueller Freiheiten. Alle drei Haltungen sind mit der Verfassung und mit den Vorstellungen von Demokratie vereinbar (anders als bei rechtsextremen und linksextremen Positionen). (www.politik-lexikon.at)

Und plötzlich erklärt sich, warum wir alle so enttäuscht über die etablierten Parteien sind: Sie tun nicht mehr, was sie traditionell sollen.

Einst saßen die Linken, in Deutschland, in der SPD und kämpften im Verbund mit den Gewerkschaften für die Rechte der Arbeiter. Irgendwann aber, scheint es, haben sie sich von der Arbeiterschaft abgewendet.

Hört man heute, dass selbst in großen Ortsgruppen kein einziger aktiver Arbeiter mehr Mitglied der SPD ist, sondern allenfalls Rentner als Mitglieder gewohnheitsgemäß noch auf den Versammlungen herumdümpeln, ist man nicht erstaunt. Es mag mit dem Wandel von einer Industrie- in eine Dienstleistungsgesellschaft zu tun haben. Gleichwohl ist der Wunsch nach sozialer Sicherheit noch immer da, in allen Berufsgruppen.

Und dann sah ich das, hörte: "Es gibt ein Problem in Frankreich. Dass nämlich ein Teil der Linken völlig vom Alltag abgekoppelt ist."

( http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=59419 ab min 9.00 )

Wen, frage ich mich, meint der da? Aus dem Kontext des Berichtes mögen die Anarchos gemeint sein. Aber gilt diese Feststellung nicht gleichermaßen für unsere Regenten, und zwar ALL unsere Regenten?

Denn auch die Rechten, in Deutschland, CDU/CSU, tun nicht, was sie sollen. Weder wahren sie die demokratischen Verhältnisse, noch sichern sie die individuellen Freiheiten. Vielmehr schaffen und stützen sie jede Menge Regularien, die unsere Freiheiten massiv einschränken. Und mit Demokratie hat das alles sowieso schon lange nichts mehr zu tun, wenn selbst die Versprechungen alle paar Jahre anlässlich der bevorstehenden Wahlen aus "Sachzwängen" oder wegen der "schwarzen Null" nicht gehalten werden.

Und sie alle opferten längst ihre Ideale auf dem Altar des Kapitals. Zum Nutzen und Frommen des eigenen Kontostandes und der eigenen beruflichen Zukunft.

Wählerauftrag perdu!

Seit einiger Zeit schon sind links und rechts in die Mitte gerutscht (was die Erdrutschverluste der Liberalen erklären mag; sie werden nicht mehr gebraucht), wo ich das Bild eines zappelnden, unkoordinierten Haufens vor mir habe, aus dem sich immer mal ein Kopf hebt, der Beschimpfungen gegen die anderen oder ein verzweifeltes "Alternativlos!" ausstößt, ehe er wieder im Haufen verschwindet.

Derweil schauen sich einst politikferne, aber unzufrieden bis wütende Leute den reichlich freien Platz an den Rändern an, probieren schon mal einen Stuhl aus und halten diese oder jene tatsächlich oder scheinbar flammende Rede, der die gequälte Wählerschaft gebannt lauscht. Könnten die es sein, die uns nun endlich (wieder) verstehen/ vertreten?

Denn nichts anderes will der Wähler: Verstanden und in seinen Interessen vertreten werden.

Da kommt jeder, der den eigenen Ängsten Ausdruck verleiht, gerade recht. Einmal sagen dürfen, was einem die Angst vor der Zukunft eingibt, und sei es noch so inkorrekt. Endlich wissen, dass man nicht allein ist, sondern Teil eines Großen und Ganzen, das genauso denkt und fühlt.

Kann schon sein, dass es damals, vor achtzig Jahren, genauso anfing. Aber nicht die Wählerschaft sollte sich Gedanken über diese Befindlichkeiten machen, sondern Regierungen (es betrifft ja ganz Europa), die konsequent an den Interessen ihrer Völker vorbei regieren.

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