Zunächst einmal: Ich rede nicht gerne über Dinge, von denen ich nichts weiß. (Auch wenn manch Obergescheiter da anderer Meinung ist.)

Also habe ich mich informiert und werde doch nicht alle Aspekte ausschöpfen können, die es zu bedenken gibt.

Wenn der sich zivilisiert glaubende Mitteleuropäer von Kinderehen hört, dann klingt aus allerhand Debatten die Vorstellung vom geil-lechzenden Scheich, der sich ein Stück Frischfleisch ins Haus holt, das er alsogleich zu verspeisen beginnt, auf dass dieses arme Ding geschändet, missbraucht, zerstört in einer Ecke liegt und nie wieder aufstehen kann.

Tatsache ist, dass die meisten Kinderehen nicht im Nahen Osten, sondern in Indien und Nepal geschlossen werden. Wo das zwar auch verboten ist, aber stillschweigend geduldet wird. Aber die Armut ist zu groß. Und so sind die Mädchen wenigstens versorgt.

Jaja, das Problem mit den Mädchen in vielen Teilen dieser Welt ...

Je ärmer ihre Familien sind, umso weniger können sie Sorge dafür tragen, dass die Mädchen die Schule besuchen, eine Ausbildung erhalten und so fort. Bis vor nicht allzu langer Zeit wurden aus genau diesem Grund im so ganz und gar nicht islamischen China allerhand ungewollte Mädchenschwangerschaften abgetrieben oder frisch geborene Mädchen getötet. Sie waren nicht so "nützlich" wie Jungs. Eine Zeit lang führte das dazu, dass chinesische junge Männer nur schwer eine Frau fanden, weil man die großteils abgetrieben oder in die Gosse geschmissen hatte.

Das Problem in großen Teilen dieser Welt (Dermaleinst, wir ahnen das, herrschten in Europa ganz ähnliche Zustände, die ganz genauso auf Armut zurück zu führen waren. Wie auch bis zum Mittelalter keiner etwas daran fand, Kinder sexuell zu "mißbrauchen" - würden wir heute sagen. Kinder, die damals auch noch keine Kindheit im heutigen Sinne kannten. Sobald Kinder - immer armer Familien - etwas Nützliches tun konnten, mussten sie es auch tun. Jeder hatte die Pflicht, zum Erhalt der Familie auf die eine oder andere Weise beizutragen. Die Kinder der Reichen hingegen wurden, zum Nutzen und Frommen des Machterhaltes, mit den hierfür erforderlichen Kenntnissen versehen und auf eine ebenso machterhaltende, vielleicht auch sehr frühe Ehe vorbereitet.) war und ist also immer die Armut.

So betrachtet, ist die arrangierte, oft nicht freiwillige Ehe gleichwohl dennoch ein Akt der Fürsorge. Eltern wollen, dass es ihren Mädchen, die anders keine großen Chancen hätten, einmal gut geht. Wobei sehr wohl klar ist, dass Freiheit eine feine Sache ist. Aber nur, wenn Mädchen sie sich leisten kann. Gute Kinder begreifen sehr wohl, dass ihre Eltern nur das Beste für sie wollen. (Was ja nicht anders als hierzulande ist. Ich kenne genau genommen gar keine Eltern, die z.B. ob eines Pferdepfleger-Berufswunsches ihres Kindes in Jubel ausbrechen. Sogar Gestütinhaber werden alles daran setzen, dass ihr Kind mindestens Fachwirt wird.)

So betrachtet, liegt das Problem noch am Wenigsten in geil-lechzenden Was-auch-Immer, sondern darin, dass Mädchen sich in großen Teilen dieser Welt nicht selbst versorgen können, was nur teilweise darin liegen mag, dass sie sich nicht immer so frei bewegen können, wie es für eine vernünftige Ausbildung Not täte. Die Bewegungsfreiheit allein finanziert keine Ausbildung.

Also ist die Ehe das Mittel der Wahl. Je früher, je besser. Und nicht immer findet das europäische Kopfkino hierbei seine Bestätigung. Indische Mädchen, die z.T. noch weit vor Beginn der Pubertät verheiratet werden, wechseln mit der Eheschließung zunächst einfach die Familie. Sie werden von der Schwiegermutter in die für eine Hausfrau erforderlichen Kenntnisse eingewiesen, lernen das Leben in der Schwiegerfamilie kennen und sehen ihren Mann oft über Jahre hin nur im Beisein anderer. Dass der erste Sex dennoch weit vor der womöglich günstigsten Zeit, immerhin erst nach der ersten Regel, stattfindet, sei dahin gestellt.

Betrachten wir uns jedoch die einschlägigen Fernsehserien über hiesige Teenie-Mütter wird klar: Auch diese Mädchen, die ja immerhin die Wahl und erforderlichen Kenntnisse hatten (hätten haben können), und sich dennoch für das Kind entschieden, sehen ihr Heil in der Flucht ins wie auch immer geartete Familienleben. Und sie kommen selten aus allzu privilegierten Familien. So weit weg sind die Denkwelten dann voneinander wohl gar nicht?

Im Gegensatz zu unseren Teeniemüttern, von denen man wohl annehmen muss, dass sie sich allzu früh allzu frei bewegen durften, zielt die frühe, eben die Kinderehe, darauf ab, derlei "Schäden" am Mädchen zu vermeiden. Was, s.o., nicht gleichbedeutend damit ist, dass die Ehe zum Zeitpunkt des Eheschlusses auch sofort vollzogen wird. Auch bei Mohammed und Aisha hat keiner der Heutigen die Lampe gehalten und über allerhand Jahrhunderte sind Überlieferungen so zuverlässig eben nicht.

Aber selbst wenn es so wäre, mag Mohammed, genauso wie unseren meuchelnden Kreuzrittern oder den Altvorderen, die es mit der Kindesunschuld auch nicht so ernst nahmen, zugute gehalten werden, dass man sich - und zwar wir alle - seither doch sehr weiter entwickelt hat.

Was die Flüchtlinge angeht, würde ich, schickte ich mein Mädchen aus den bekannt-guten Gründen von Afrika nach Europa, ihr ganz gewiss auch einen Ehemann an die Seite geben und würde hoffen, dass er sie als sein Eigentum ansieht und eben genauso beschützt.

Und das wäre nichts so viel anderes als diese vielen Versorgerehen, die es auch heutzutage noch gibt, mitten in Europa.

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