Obwohl ich alt genug bin, um diese Sache bereits oft genug gesehen zu haben, staune ich jedes Mal aufs Neue: Die Sonne, die vor nicht allzu langer Zeit noch schätzungsweise 45 Grad westlicher unterging, legt sich nun hinter dem Kirchturm zur Ruhe. Was sicherlich romantisch klingt, aber von mir als tragisch empfunden wird. Bedeutet das doch, dass die Barfußzeit vorbei ist.
Heute kamen die Schuhe mit dem Fellfutter, von denen ich kurzzeitig gemeint hatte, sie könnten mir helfen, noch eine Zeit lang eben das zu bleiben: barfuß.
Aber ich bín vermutlich ein schreckliches Weichei, hatte dieser Tage schon einmal Halsweh und so komische Gefühle in Brust und Nase. Und also werde ich natürlich Strümpfe, auch solche als Hosen, anziehen und mich dem Elend des allzu schnellen Herbstes hingeben. Umso mehr, als kalte Temperaturen voraus gesagt sind. Nicht, dass es die nicht dieser Tage schon gegeben hätte. Morgens drei Grad sind kalt genug; da nützt auch das Plus davor nichts.
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Gar nicht zu reden von dieser Dunkelheit, über die auch das Optimum von 12 Sonnenstunden nicht hinweg zu trösten vermag. Wir hatten mehr in diesem Jahr, an Wärme und an Sonnenstrahlen.
Da dachte ich gelegentlich, wie überheblich wir doch sind, wenn wir den Südländern mit ihren seit Ewigkeiten heißen Sommern ihre vermeintliche Faulheit vorwerfen. Also ich, diesen Sommer, habe mich auch so schnell als irgend möglich in meine kühle Wohnung verkrochen und genau so wenig getan wie ich nur konnte. Erst am Abend wurde ich wieder aktiv. Genauso wie ich das dazumal z.B. in Portugal erlebte, wo der Bäcker nachts halb eins geschlossen hat. Und weil noch ein Kunde kam, schloss die Bäckersfrau noch einmal auf und war erst Viertel vor eins in der Nacht fertig. Und der andere Bäcker gab uns, durch die Hintertür, morgens halb fünf unsere Frühstücksbrötchen.
Also nicht, dass die nicht gearbeitet haben. Sie taten es nur anders.
45 geometrische Grad (wegen der Unterscheidung zur Temperatur) und noch kein Ende. Irgendwann, am Höhepunkt des Elends, werden es noch etliche mehr sein; wir sind ja erst am Anfang vom Ende.
Ich werde, was ich zuweilen jetzt schon tue, die Gleitzeit auf der Arbeit wieder preisen, weil es sich schlichtweg leichter aufsteht, sobald ein Hauch von Licht draußen ist. Und ich finde es schon jetzt blöd, in den Supermärkten Lebkuchen und Co. vorzufinden. Sie passen noch nicht, wenngleich ich es aufgegeben haben, ihrer zu entsagen, solange noch kein Advent ist. Zur rechten Zeit ist alles schon allzu stark dezimiert.
Einen kleinen Moment lang frage ich mich, woher all diese Gedanken kommen. Vor einer Stunde noch zeigte das Thermometer 27 Grad und einer hyperaktiven Fruchtfliege habe ich ein zerbrochenes Glas und zwei blaue Flecken, die sich entwickeln, zu verdanken.
Der menschlichen Fähigkeit der Voraussicht ist der Fortschritt der Menschheit zu verdanken. Aber nicht immer sehen wir Gutes, sei es so normal wie auch immer.
Als ich damals, Anfang Juli, in Lillehammer, eine halbe Stunde vor Mitternacht, am Fenster bei Tageslicht gelesen habe, dachte ich nicht daran, wie es dort im Oktober ist.