Ich möchte hier nicht sagen, dass es keine Frauen gibt, die das Kopftuch freiwillig tragen, sondern erläutern, warum es für mich und viele Mitbürger oft mit gutem Grund bezweifelt wird, dass das Kopftuch freiwillig getragen wird.
Ich sehe im täglichen Leben sehr häufig Frauen mit Kopftuch. Mindestens einmal die Woche sehe ich eine Frau in Burka. Am Wochenende im Nachtleben der Großstadt, sehe ich jedoch sehr selten Frauen mit Kopftuch, aber unheimlich viele „Südländer“ und höre viel gesprochenes Arabisch und Türkisch, welches ich vom Klangbild von Spanisch, Italienisch, Griechisch, Portugiesisch, unterscheiden kann. (Wie sich jeder denken kann, bezeichnet das Wort Südländer, im Wandel der Sprache, heute selten Menschen aus dem christlich geprägten Süden Europas. Wenn man Spanier, Griechen und Italiener meint, schreibt man das ohne Umschweife auch so.)
Wenn ich Frauen mit Kopftuch sehe, dann nur in „südländischer“ Begleitung. Da frage ich mich dann auch, ob der ein oder andere Bruder einer Kopftuchträgerin gerade die Freiheit des Nachtlebens
genießt, während seine Schwester lediglich die Freiheit des Kopftuch-Tragens für sich zu Hause beanspruchen kann. Ich sehe selten Frauen mit Kopftuch, die ihre Freiheit außerhalb von Einkauf und Kinderwagen fahren zur Schau stellen. Noch nie habe ich Frauen mit Kopftuch in einer heterogenen Gruppe, die nichts mit einer Pflicht wie Schule oder Arbeit zu tun hat, gesehen. Frauen, die ich kenne, die aus der Türkei und dem Iran kommen und mit Deutschen feiern, oder gar mit Deutschen verheiratet sind, tragen kein Kopftuch. Also wie oft hat jemand, der offenen Auges durch das Nachtleben geht, arabische und türkische Männer ausgelassen feiern und flirten gesehen und wie oft hat jemand Frauen mit Kopftuch, in der die Männer ihres Kulturkreises scheinbar gehen, feiern sehen? Es sind auch nicht Politiker der AfD, die mich an der Freiwilligkeit des Kopftuches zweifeln lassen, sondern eher die Brüder im Islam wie dieser Jemand vom Kanal „Islam verbindet“. Man muss aber fairerweise sagen, dass dieser Jemand sicher auch an den freien Willen glaubt, diesen nur gänzlich anders interpretiert als ich. Du kannst dich entscheiden, ob du Kopftuch trägst oder nicht, aber wenn nicht, wunder dich nicht, wenn Allah dich mit Verbrennungen straft. Das ist seine Logik.
Ich erlebte oft Mitschüler, die mir versicherten, dass sie ihrer Schwester etwas antun würden, wenn sie einen deutschen Freund oder vorehelichen Sex hätte. Diese Mitschüler waren aber aus einer konservativ muslimischen Sicht relativ liberal, da die Schwester in einigen dieser Fälle kein Kopftuch tragen musste. So frage ich mich, wie muss es dann erst in Familien aussieht, in denen die Frauen das Kopftuch tragen. Wer meint, dass diese Drohungen bei ungehorsam nicht ernst zu nehmen sind, dem empfehle ich diese Seite. Ehrenmorde.de
Seyran Ates sagte in einem Interview mit Richard D. Precht, dass sich ein Verbot des Kopftuches eher positiv auf die Frauenrechte von Muslimas auswirken würde. Wenn man also als liberaler Europäer für das Recht des Kopftuches eintritt, sollte man auch bedenken, dass viele, die es tragen, nicht das Recht haben, gegen das Kopftuch zu entscheiden. Wenn es einem um Gleichberechtigung geht, man gegen eine Diskriminierung von Frauen aus Minderheiten und gegen sich ausbreitenden Riten einer frauenverachtenden Parallelgesellschaft ist, sollte man das auch bedenken und für seine Haltung und Meinung einbeziehen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es Muslimas gibt, die ihre Identität und ihre Aufmerksamkeit durch das Tragen des Kopftuches erlangen. Ich hoffe, dass sich jetzt niemand dazu herablässt eine Statistik zu fordern, wenn ich behaupte, dass es in Gesellschaften, in der Frauen die Wahl der Kleidung haben, weniger Burkas und Hijabs getragen werden. Ein gutes Argument, dafür, dass das Kopftuch freiwillig getragen wird, ist, dass es auch Familien gibt in denen eine Schwester es trägt und die andere nicht. Aber mit Kopftuch tragen meine ich selbstverständlich nicht, dass man es mal aufsetzt, sondern dass man es wie unter Zwang immer in der Öffentlichkeit trägt und es für den Arzt- oder Frisörbesuch nicht absetzt, wenn sie Gefahr läuft, dass ein Mann sie ohne sehen könnte.