Jens Christian Rabe hat einen Artikel in der Süddeutschen verfasst, in dem er den Thinktank „The Movement“ von Steve Bannon und das Overton-Fenster beschreibt. Er steigt schon mal sehr unmissverständlich ein: „Mit einer Stiftung namens "The Movement" will der rechtsradikale ehemalige Trump-Chefstratege Steve Bannon nun auch in Europa Wahlen beeinflussen, natürlich zugunsten rechtspopulistischer Parteien.“ Und der Begriff des Overton -Fensters wird hier eingestreut: „Im Zusammenhang mit der Frage, was das eigentlich genau bedeuten soll, begegnete einem in den vergangenen Tagen ein bislang vor allem in den USA gebräuchlicher politikwissenschaftlicher Begriff immer häufiger: das "Overton-Window".“ Bei der Süddeutschen hat man sich scheinbar Leser herangezüchtet, die einen neutralen Bericht oder Begriff nicht verstehen und den Kampfbegriff suchen, da für sie auch der Kontext nicht zählt sondern Begriffe per se links oder rechts sind, was in dem Weltbild dann nur „gut“ oder „böse“ heißt. Wie ich darauf komme?- Jens Christian Rabe erklärt den Begriff Overton-Fenster im Nachgang nochmal so: „Das "Overton-Fenster" ist dabei keine genuin rechtspopulistische Idee, sondern zunächst einfach ein Name für eine Strategie, die in Demokratien schon verwendet wurde, lange bevor sie Overton-Fenster genannt wurde.“ Er traut seinen Lesern nicht zu, dass sie diesen Begriff neutral aufnehmen. Liebe Leserin, lieber Leser, Bannen benutzt das mit dem „Fenster“ zwar auch, aber das ist keine genuin rechtspopulistische Idee sondern zunächst einfach ein Name für eine Strategie. Er erklärt es so, weil er glaubt, dass seine Leser, ohne diese Bevormundung, diesen Begriff nicht in einem anderen Kontext verstehen können. Wie viel Achtung muss man vor Erwachsenen haben, wenn man ihnen sagt, dass dieser Begriff „nicht böse“ ist, damit er neutral benutzt werden kann.
Das Overton-Fenster ist einfach die gesellschaftliche und politische Grenze des Sagbaren. Diese Grenze kann sich aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen oder äußerer Einflüsse verschieben und wird auch hin und wieder von Lobbys bewusst versucht zu verschieben. Die Dinge die akzeptabel sind, sind innerhalb des Overton-Fensters und Dinge die undenkbar oder radikal sind, sind außerhalb des Fensters.
Und Herr Rabe schreibt: „Man fordert also zum Beispiel nicht bloß einen "strengeren Umgang mit illegalen mexikanischen Einwanderern", sondern den Bau einer gigantischen Grenzmauer. Ein strengerer Umgang mit illegalen Einwanderern aus Mexiko, der zuvor keine Option war, erscheint dann - so die Theorie - als kleineres Übel, ungleich akzeptabler als zuvor. Oder man treibt die Flüchtlingsdebatte in Deutschland in zuvor undenkbare Bereiche, indem man den Schießbefehl an der Grenze fordert.“ (So die Theorie- welche? wie? wo? die von Rabe?) Ist es nicht eher so, dass Herr Rabe das Overton-Fenster so verschieben möchte, dass ein allgemein akzeptierter Zustand, der noch weit vor Bannon und Trump existierte und zwar, dass die Grenze der USA vor Invasion geschützt wird, nicht mehr akzeptabel ist. Mexiko hat auch einen Grenzzaun zu Guatemala. Das Grenzen immer mehr verschwinden, ist eher etwas neues. Wenn ich an frühere Urlaube in den Neunzigern denke, war trotz der kleinen Unannehmlichkeiten, das Abschaffen der Passkontrollen noch gesellschaftlich außerhalb des Overton-Fensters. Auf die Sache mit dem Schießbefehl geht er auch nicht ein. Irgendwer wird das ja schon mal irgendwo gesagt haben und das soll man dann selber googeln und die Wahrscheinlichkeit, dass wenn man etwas googelt auch irgendwas kommt, ist ja sehr hoch. Falls nicht, kann das ja auch hypothetisch gemeint sein und man ist raus aus der Verantwortung.-(Welche eigentlich? Ich weiß gerade auch nicht. Ach ja!- Der Verantortung eines Journalisten.)
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Und jetzt erkläre ich die Verschiebung des Fensters ohne Herrn Rabes Verschwörungstheorie
Herr Rabe meint, dass man sieht, wie sich durch diese Strategien das Overton-Fenster schon geöffnet hat: „In Fragen der Einwanderung oder dem Umgang mit dem Islam hat sich bis tief in die bürgerliche Mittelschicht hinein schon manches verändert.“
Ich erkläre hier mal wie das passiert ist. Vor zehn Jahren wusste ein durchschnittlich gebildeter Deutscher nicht, was ein Hijab, Nikab, Burka, Burkini oder Schador ist. Das hat uns nicht Bannon erklärt.
Ich sehe mindestens einmal die Woche eine Vollverschleierte und Menschen, die in Duisburg-Marxloh wohnen wahrscheinlich öfter. Menschen die in Luton England oder Marseille wohnen sind in manchen Stadtteilen umgeben davon. Der Grund, warum ich so selten eine sehe, ist, dass eine Vollverschleierte nicht das Haus verlässt, um in die Disko zu gehen oder am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Diese Frau kriegt Kinder, die sie nach ihren Vorstellungen erzieht und diese Kinder gehen dann mit den Kindern aus der Mittel-und Unterschicht zur Schule. Das Sagbare hat sich von unten nach oben verändert und nicht umgekehrt. Es sind nicht die Politiker, die den Menschen sagen, was sagbar und undenkbar ist, sondern die Leute haben keine Lust mehr von Leuten den Mund verboten zu bekommen, die mit ihrer Lebensrealität nichts zu tun haben. Menschen die sich nicht mehr trauen schwimmen zu gehen, weil Türkische Frauen den Gästen und dem Badepersonal Schläge durch ihre Männer androhen.
Ich glaube mehr Deutsche wissen mitlerweile, was eine Burka ist, als wer Steven Bannon ist. Vielleicht liest der Herr Raabe diesen Blogbeitrag von mir und denkt bei einem Morgenkaffee darüber nach. Wobei Kaffee dabei keine genuin süddeutsche Idee, sondern zunächst einfach ein Name für ein Heißgetränk ist, welches in der Demokratie schon verwendet wurde, lange bevor es die Süddeutsche und Herrn Rabe gab.