In der Ferien waren mein Cousin und ich immer bei meinen Großeltern in deren riesigen Haus und hatten dort jede Freiheit, die man sich nur denken kann. Zusammen mit H., einem Nachbarsbuben, bildeten wir die berühmte "Dreier-Bande", unsere Kreativität an Streichen war legendär. Ein paar könnt ihr schon in meinem Blog "Kindheit in der goldenen Generation" lesen, ein paar Szenen möcht ich ergänzen:
Am Ende des Dorfplatzes, in einem Stillen Winkerl, stand ein alter Kirschenbaum, den niemand mehr pflückte und an dem wirr uns zur Erntezeit immer gern bedienten. Kerne wurde sorgsam gesammelt, um gegen Abend auf die stillen Bäume am Dorfende zu klettern, die ein beliebter Treffpunkt für Liebespärchen waren. Im Schutz der Dunkelheit schnell raufklettern und warten, bis "Besuch" kam, um dann so einen oder den anderen Kern hinunterfallen zu lassen..... Leider hatte nicht jeder damals Verständnis für dieses unser Vergnügen.
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Nachdem der alter Pfarrer verstorben war, zog im Dorf ein junger dynamischer ein, der ein Gourmet war: Er liebte vor allem die Weinberggschnecken, die er immer in den frühen Morgenstunden sammelte. Einmal fragte mein Großpapa einen der Bauern, wie denn der neue Pfarrer sich so mache und bekam zur Antwort: "Der is oanfach sauguat, der frisst uns des ganze Ungeziffer weg".
Zum "Dockta" ging man nur, wenn man schon am Sterben war. Ein Sturz mit dem Rad auf der Schotterstraße - eine Handvoll Steinchen aus dem Bein geklaubt, halbe Flasche Jod drauf und weiter gings. Auch ein großer langer Nagel, der sich boshafter weise in dem Brett befunden hat, wo man gerade draufstieg und durch den ganzen Fuß am anderen Ende wieder rauskam, ist doch kein Malheur, Fuß wieder hochgenommen, bis das Hindernis entfernt war war, die obligate halbe Flasche Jod in das dadurch enstandene Loch geschüttet, passt.
Auch Geburten waren so in den 50ern im Kuhdorf immer Hausgeburten, das nächste Spital einfach viel zu weit weg. Einmal kamen damals im Nachbardorf Drillinge zur Welt, eine unglaubliche Sensation, dass die Winzlinge die Frühgeburt auch tatsächlich bei der alten Bauenhebamme (der auch ich meine Schritt in diese Welt verdankte, Papa war da noch in Kriegsgefangeschaft) überlebten. Die ganze Gegend lief zusammen, der Bezirkshauptmann übernahm die Patenschaft und auch Großpapa fand sich mit einem Taufgeschenk ein. Wir standen nun alle verlegen um den großen Waschkorb herum, wo die Kleinen lagen, die Bäurin im Wochenbett und der stolze Vater mit seinem Erstgeborenen davor. Mein Großvater erbarmte sich des Jungen und meinte: "Na Franzi, was sagst denn jetzt zu drei Geschwisterl auf einmal?" Der Franzi betrachtete fachmännisch die drei Bündel und dann meinte er zu seinem Vater: "Gö Papa, den Mittleren, den ziagn ma groß!"
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