Reise nach Japan in den späten 70ern:
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Berliner Charme:
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Nach einer abenteuerlichen Autofahrt im geteilten Berlin gelandet und einer kurzen Nacht im Hotel ein paar Stunden in W-Berlin schaulaufen wollte ich mich auf einer Bank etwas ausruhen, wo eine alte Dame am Rand in sich versunken saß. Und immer höflich sein im Ausland: Auf meine schüchterne Frage: "Entschuldigen Sie bitte, ist hier noch frei, darf ich mich hinsetzten?" bekam ich einen bitterbösen Blick und die "Antwort: "Det sehn se doch brauchen se nich so dumm zu frajen" Tja, dacht ich mir, DAS ist der Berliner Charme.
Ökista-Unitransport mittels Flugzeug von Ostberlin (ich bin über den berühmten "Checkpoint Charlie" eingereist und wurde, weil frech wie immer, ordentlich gefiltzt) über Moskau und Irkutsk nach Chabarowsk: Beim letzten Flug fing die Maschine plötzlich schwer zum Schaukeln an, die vordere "Schnauze" neigte sich und begann sich immer schneller im Neigungswinkel nach unten zu drehen - die Maschine kam ins Trudeln. Ich wurde wahrscheinlich weiß wie eine Wand, brachte aber keinen Laut heraus. Während die gerade noch so fröhlichen Passagiere ein ziemlich lautes Geschrei erhoben, als sich de Maschine mit Schnauze voran dem Erdboden näherte. Dann ein scharfer erschütternder Ruck und Stillstand - erster Gedanke: "Jetzt zerbricht sie" und langsam hob sich die Schnauze wieder in die Waagrechte und dann nach oben, die Maschine stieg wieder gegen den Himmel worauf die zahllosen Speisackerln der Passagiere zu ihrem Recht kamen. Seitdem hab ich ein ungutes Gefühl, wenn Flugzeuge, in denen ich sitze, zum Schaukeln anfangen.
In Chabarowsk wurde der alte Witz wahr: Was ist ein russisches Klo - zwei Stöcke, einen zum Stützen und den zweiten, um die Wölfe zu vertreiben: Ich konnte mich vom strengen Reiseführer absentieren und ein bisschen die Gegend erkunden und entdeckte nach den hässlichen Plattenbauten ein sehr schönes langgestrecktes Haus. Als ich näher ging, winkte mich ein Mongole hinein: In der Mitte ein riesiger offener Ofen, auf der einen Seite und nur durch ein paar Maschen getrennt die Tiere, auf der anderen Seite die Menschen und ich sah zum ersten mal ein fest gewickeltes Baby auf einem Rückentragegestell. Man bot mir Fladenbrot und Salz an und jede Menge eines Getränks, das ich im Nachhinein als Kumys identifizieren konnte. Als ich nach einem bestimmten Örtchen suchte, öffnete der Hausbesitzer nur die Türe und meinte "paschalusta" (bitte sehr).
Von Chabarowsk weiter mit dem Transsibir nach Nahodka, dem Zivilhafen von Wladiwostock. Mit einem winzigen russischen Schinakel dann weiter Richtung Yokohama.
Ankunft in Japan:
Vor der Hafeneinfahrt wurden wir von einem Zollboot der Japaner gestoppt und bekamen Listen ausgehändigt, wo jeder einzelne Gegenstand anzuführen war, sogar die Anzahl der mitgeführten Taschentücher und sonstiger Sanitärartikel wurde überprüft, meine Tampons riefen bei den Japanern einiges Kopfschütteln hervor.
Mit uns ein US-Ehepaar, von Moskau kommend, wo die Frau ein Kind geboren hatte. Da es zur Zeit des kalten Krieges keine US-Botschaft in Russland gab, hatten sie für das Baby nur eine Geburtsbescheinigung, was dem Zollbeamtem nicht genügte: Er wiederholte wie ein Automat: "You passport, man passport, baby no - you go man go baby no" Alle Erklärungen halfen nichts, bis die entnervte Mutter dem verduzten Zöllner das Baby in die Hand drückte und meinte: "OK, you keep that baby and we go" packte ihren Mann am Ärmel und verschwand, was das Baby mit einem ohrenbetäubenden Geschrei quittierte und den Zollbeamten zu einer Statue erstarren ließ, aus dem ihn dann - unter schallenden Gelächter der übrigen Passagiere - der Leit-Offizier der Truppe wieder befreite und eine Erlaubnis zur Einreise für den kleinen "blinden Passagier" ausstellte.
In Hiroshima mal in einem westlichen Hotel. Bevor ich zum StadtbummeL aufbrach, nur schnell noch die Hotelschriftzeichen über dem Eingang abgemalt, um wieder ins Hotel zurückzufinden. Schon spät am Abend stieg ich dann in ein Taxi und zeigte dem Chauffeur stolz meine Malerei. Der nahm sie und begann sie dann langsam zu drehen - da wußte ich, da ist etwas schief gegangen - ich hatte die CocaCola-Reklame abgeschrieben und hab dann ziemlich lange gebraucht, um mit Händen und Füßen den hilfsbereiten Japaner verständlich zu machen, wo ich in wollte.
In Japan sind sogar die etwas bedenklichen Organisationen höflich:
Als ich mich mal hoffnungslos verfahren hatte mit der wirklich gut beschilderten Ubahn, landete ich in einem Viertel, wo alle überall am Körper sehr bunt tätowiert waren. Als ich ratlos mit Karte auf der Straße stand, kamen zwei dieser Typen sehr liebenswürig zu mir und versuchten mir zu zeigen, wo ich da jetzt bin und wo ich wieder einsteigen müsste, um zurückzufindn zu meinem Japanese Inn - sie begleiteten mich sogar bis um richtigen Bahnsteig und zeigten lächelnd lauter goldene Zähne. Die Gasthausbesitzerin fiel fast in Ohnmacht, als ich davon erzählte.
Auch der schönste Urlaub geht mal vorbei, wir schickten uns an, mit dem russischen Schinakel wieder nach Nahodka auszulaufen, aber wir wurden plötzlich festgezurrt und vertäut - ein Taifun im Anzug. Speziell in lustige gelbe Regenjacken gekleidete Japaner legten alle Verkehrszeichen und sonstig Masten flach und zurrten sie ebenfalls fest. Auch auf den Häusern wurden spezielle Schutzblenden angebracht. Ächzend und stöhnend wartete das Schifferl, bis das Spektakel wieder vorbei war, sehen konnte mal leider unter Deck nichts. Endlich begannen wir uns vorsichtig wieder zu bewegen. Neugierig wie ich bin, lief ich an Deck und sah zu meinem Erstaunen vor mir eine haushohe Wand (schätze 14m) aus Wasser - eine Riesenwelle kam da auf uns zu und eh ich michs versah, packte mich ein starke Arm etwas grob und zerrte mich wieder unter Deck - zum Glück waren meine Russischkenntnisse so schwach, dass ich die Schimpfworte, die mir da entgegenflogen, nicht verstand.
Wickipedia https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/58/Hiroshima_Dome_1945.gif