Max-Plank-Gesellschaft Leipzig

Die erfolgreiche Sequenzierung des Neandertaler-Genoms.

Die Geschichte der heutigen Menschen war keine geradlinige, wie sich es die Vertreter der "Out of Afrika"-Theorie immer gedacht hatten. Dank der Entschlüsselung des menschlichen Genoms konnte man einen Teil der Geschichte neu schreiben:

Dem schwedischen Paläogenetiker Svante Pääbo gelang die Entschlüsselung des Neandertaler-Genoms und er schubste uns damit ein wenig von unserem selbstgerechten Thron des unverfälschten "Homo Sapiens".

Die Vorarbeit geschah in Berkely, wo er gemeinsam mit seinen Assistenten ein Methode entwickelte, um Bruchstücke von DNA aus alten Proben isolieren und vervielfältigen zu können. Er wurde ans zoologische Institut von München als Biologie-Professor berufen und dort konnte er nachweisen, dass nach einigen 100.000 Jahren die empfindliche DNA endgültig zerstört ist - also eher keine Chance, Dinos mal klonen zu können. Ein verlockendes Angebot der Max-Plank-Gesellschaft verschlug 1997 ihn nach Leipzig, wo er ein modernes Anthropologie-Institut aufbauen konnte mit internationalen unbelasteten Wissenschaftlern, da dieses Fach für Deutsche noch immer problematisch war.

Dort konzentrierte es sich auf die Genetik des Neandertalers, da er feststellte, dass die etwas weniger umfangreiche mtDNA sich wesentlich vom modernen Menschen unterschied. Am meisten aber interessierte ihn die Genetik der frühen Menschen, die vor ca 50.000 Jahren in der alten Welt existierten.

Dank der erfolgreichen (und sehr mühsamen, mit einigen Rückschlägen belasteten) Sequenzierung konnte er die Geschichte durch ein vorsichtiges Herantasten mit Schätzungen ein wenig eingrenzen:

Nachdem vor ca 6,5 Millionen Schimpansen und menschliche Vorfahren getrennt Wege gingen entwickelte sich in Ostafrika eine Vielzahl von Variationen der Vormenschen, von denen noch immer unsicher ist, welche sich davon genau vor ca 850.000 Jahren auf den Weg nach Europa machten und in Europa sich zu Neandertalern entwickelten. Bei den San gehen die Schätzungen von ca 700.000 Jahren Trennung der gemeinsamen Vorfahren aus, wo sich die San in Südafrika heraus entwickelten.

Pääbo konnte darstellen, dass sich der Neandertaler mit dem frühen modernen Menschen vermischt hatten und diese in unserem Erbgut mit 1-4% (Höherer Prozentsatz zB bei den europäischen Ureinwohnern wie Sarden) aufscheinen - WIR SIND ALSO ALLE AUCH NEANDERTALER - er hat unser Immunsystem beeinflusst und uns auch die Neigung zu Diabetes hinterlassen.

Es lag der Schluss nahe, es hätten sich immer schon Vormenschen und die verschiedensten Menschenformen auch in Afrika untereinander vermischt, nur sind diese Gene mit den derzeitigen Methoden in unserem heutigen Genom nicht mehr nachweisbar.

Daher kann leider derzeit mit Hilfe der Genetik niemand genau sagen, welche dieser Arten sich wie vermischt haben.

Da die Menschen südlich der Sahara keine Genspuren des Neandertalers aufweisen, muss diese Vermischung mit ziemlicher Sicherheit in der alten Welt stattgefunden haben.

Ca zwischen 100.000 und 50.000 hatten die modernen Menschen feinere Werkzeuge entwickelt, ebenso begannen sie ihre Gedanken auf die Wände von Höhlen darzustellen und vor allem hatten sie schon Speere, um auf Distanz jagen zu können. In dieser Zeit erfolgte auch ihre große Ausbreitung von Afrika aus über den nahen Osten (Pääbo spricht von "Verdrängungshorden";), den genau dort, wo sie auftauchten, verschwanden die Neandertaler.

Aber es gab auch eine kleine Sensation: Im Altai-Gebirge wurde ein winziger Knochen und später noch ein Zahn, wie man ihn vorher noch nie gesehen hat, gefunden, nach genauer Analyse stellte sich heraus, dass er eine 3. Variante der Menschentypen in der damaligen Welt außerhalb Afrikas war: Der Denisova-Mensch, benannt nach der Höhle, in der er gefunden wurde, ein naher Verwandter des Neandertalers, der sich noch etwas mehr als 100.000 Jahre früher von der Neandertalerlinie getrennt hatte. Das Denisova-Genom wurde in Folge auch bei Bewohnern in Australien, Melanesien, Polynesien und Phlippinen nachgewiesen. Die Papua haben neben den 4,8% Denisova-Gen-Anteil auch noch einen Neandertal-Anteil von 2% in ihrem Genom. Die frühen Menschen haben sich also oft vermischt.

Leider ist es immer so, dass neue Erkenntnisse mehr Fragen aufwerfen als durch solche beantwortet werden können, deswegen geht nun eine Armarda von Wissenschaflern ans Werk, das Geheimnis der Denisova-Menschen, von denen es bisher nur wenige Knochenstück-Bruchteile gibt, zu lösen.

Literatur: Svante Pääbo "Der Naenadertaler und wir"

Photo: Max-Plank-Gesellschaft Leipzig

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