Irgendwie muss die Lebensspanne vermessen werden, also haben alle lebendigen Geschöpfe ein aktuelles Alter. Ich weiß gar nicht, ob ich das als Kind so wahrgenommen habe. Im Kindergarten verging die Zeit furchtbar langsam, bis mich endlich der Großvater oder die Mutter abgeholt hat. Die Kindheit zog sich ewig dahin, doch plötzlich ging es ganz schnell. Jetzt bin ich also 43, eine Zahl, mehr nicht. Früher wurde ich immer jünger geschätzt, als ich war. Mit 15 für 13, mit 18 für 15, mit 20 für 17, mit 25 für 20. Das hat sich geändert, als ich graues Haar bekam. Mittlerweile bin ich nicht bloß grau meliert, sondern grauhaarig. Bei günstigem Lichteinfall wirke ich auf Fotos vergleichsweise jung, schließlich ist da mein graues Haar nicht sichtbar. Bereits im Alter von 35 Jahren wurde ich von manchem Zeitgenossen auf 45 oder gar 50 geschätzt, das graue Haar war und ist Garant für fast unmögliche Einschätzbarkeit meines Alters. Und wie fühle ich mich selbst dabei? Im Grunde gut, denn nun sind es die Anderen, die jünger geschätzt werden. In meinem Freundeskreis gibt es einige Junggebliebene der Generation 50+ , und ich werde ja sehen, ob ich auch mal in diese Schiene gerate.
Das Alter ist ein Indikator für Lebenserfahrung. Wird die Lebenszeit in Tagen angegeben, so hat es eine kuriose Note. Etwas über 16.000 Tage bin ich alt, nicht wirklich viel, oder? 100 Jahre alt zu werden bedeutet 36.500 Tage auf diesem Erdenrund zu verbringen. Sollte ich dieses Alter tatsächlich erreichen, dann möchte ich aber bitte wieder jünger ausschauen, graues Haar spielt dann keine Rolle mehr, schlohweißes Haar ist da garantiert. Eine mir seit einigen Jahren bekannte Frau soll 93 Jahre alt sein. Ich hätte sie ursprünglich für 75 geschätzt, jetzt vielleicht für knapp 80. Sie bewegt sich ohne Gehhilfe fort, bewältigt längere Strecken zu Fuß und ist leidenschaftliche Fotografin des Alltags. Wenn schon alt werden, dann mit jugendlichem Elan.
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