Ich habe eine Vision: Ich sitze in einem Café auf dem Areal eines Wiener Friedhofes und genieße es, heiße Schokolade mit Schlag zu trinken und dazu ein Stückchen Torte zu essen. Es ist ruhig hier, denn dieses Café dient nicht dazu, Belanglosigkeiten auszutauschen. Die Menschen sprechen leiser, haben Respekt vor dem Ort, wo das Café für Entspannung sorgt.
In Berlin gibt es derzeit zwei Friedhofscafés. Eines davon hat sich sogar das Wiener Café zum Vorbild genommen. Wer ein Café eröffnet, kommt angeblich an Wien nicht vorbei, auch wenn der Kaffee dort gar nicht mal so besonders gut schmeckt. Gustav Mahler hat schon gewusst, dass in Wien alles mit 50 Jahren Verspätung stattfindet, sogar der Weltuntergang. Dementsprechend besteht die Chance, dass spätestens im Jahre 2056 Wien über ein erstes Friedhofscafé verfügen wird. Mich wundert nur, warum es nicht schon jetzt der Fall ist?
Gerade in Wien ist der Tod allgegenwärtig. Ein Friedhofscafé kann also kaum ein Stein des Anstoßes sein. Angebliche Lärmbelästigung, wie sie manche Friedhofsbesucher in Berlin attestieren, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Warum sollte auf einem Friedhofsareal gelärmt und gewütet werden? Klar, Störenfriede gibt es überall, doch ob sie den Weg in ein Friedhofscafé suchen, dies müsste noch belegt werden.
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Insbesondere für ältere oder alte Menschen kann so ein Friedhofscafé den regelmäßigen Friedhofsbesuch um eine Nuance bereichern. Ich bin schon mit alten Damen ins Gespräch gekommen, die unmittelbar an einen Friedhofsbesuch zu Mittag gespeist haben. Dafür mussten sie allerdings in ein Lokal abseits des Friedhofes ausweichen. Ich bin davon überzeugt, dass – im Fall des Falles – das Friedhofscafé die besseren Karten hätte. Es ist keineswegs ein Routinegang, einen Friedhof zu besuchen. Unabhängig davon, ob nahen Angehörigen, geliebten Menschen an deren Gräbern gedacht wird oder ein Friedhof neu erkundet werden will. Ein Friedhofscafé passt zu Wien wie der berühmte Deckel zum passenden Topf.
Freilich gibt es auch finanzielle Aspekte, die bedacht werden müssen, bevor an die Eröffnung eines Friedhofscafés gedacht wird. Doch neueröffnete Lokale sind in Wien immer wieder zu entdecken, warum dann nicht auch ein Friedhofscafé? Mir fehlt leider das notwendige Geld, um diese Vision wahr werden zu lassen. Und allein lässt sich so etwas sowieso nicht auf die Beine stellen. Vielleicht liest ja ein Gastronom diese Zeilen und ist inspiriert. Zumal ich mir auch eine spannende Kombination vorstellen könnte, die aber freilich erst im Fall des Falles zum Tragen käme und somit an dieser Stelle nicht verraten wird.