Anfang Juni des Jahres 2012 fand am Stock-im-Eisen-Platz in Wien eine besondere Veranstaltung statt. Die „Straßenschreiber“ warteten auf Publikum. Ich schaute hauptsächlich wegen Rolf Schwendter vorbei, der recht bald frei für mich war. Als Begriff für sein spontanes Schreiben nannte ich ihm „Der Tod muss ein Wiener sein“. Er fackelte nicht lange und keine fünf Minuten später las er mir seinen Text auch schon vor.
Ich war entzückt. Der Zentralfriedhof ist ebenso eingeflochten wie die Frage, warum denn ausgerechnet der Wiener dem Tod so nah sein soll? Und ich wurde in meiner Auffassung bestärkt, dass diese Todesverliebtheit des Wieners keineswegs so einmalig ist. Ich kenne nur wenige Wiener als leidenschaftliche Friedhofsgänger. Auch für viele Wiener ist der Friedhof also eher tabu, und wird bevorzugt an Allerheiligen oder Allerseelen besucht, weil es da – scheinbar – sein „muss“.
Dieser essayistische Text ist für mich eine große Ehre. Ich lese ihn von Zeit zu Zeit wieder, bin erstaunt über die Querverbindungen, die dargestellt sind. Und dieser Text ist einzig und allein für mich bestimmt. Er wird mich immer an meine einzige persönliche Begegnung mit Rolf Schwendter erinnern. Die kurze Annäherung Jahre vorher im Rahmen einer Lesung habe ich stattdessen nur schwach in Erinnerung. Rolf Schwendter war ein Unikum der österreichischen Literaturszene. Seine Wirkung als Mitbegründer des Lesetheaters ist nachhaltig. Er verstarb am 21. Juli 2013.
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