Sind Comics ein eigenes literarisches Genre? Eine Frage, die sich im Grunde gar nicht stellt, weil es mit den Comics ebenso ist wie mit allen anderen literarischen Gattungen: Es gibt großartige Comics und es gibt grottenschlechte Comics. Die Einordnung eines Comics in die Welt der Literatur hängt einzig und allein von der Qualität ab, in keinster Weise vom Genre. Geschichten in Bildern wurden schon vor Jahrtausenden erzählt. Der Comic hat also eine lange andauernde Entwicklungsgeschichte, die noch nicht abgeschlossen ist.
Meine ersten Lese-Erinnerungen sind unmöglich ohne Comics denkbar. Mickey Mouse und Donald Duck gehörten als Kind zu meinen Weggefährten. Zum Unterschied zu Mickey ist Donald aber bis heute für mich eine prägende Figur geblieben. Donald ist der ewig Scheiternde, und damit einer, der sich ständig neu versucht und erfindet. Heutzutage ist das Gelingen, und somit der „Erfolg“ das Motto, das den Menschen in unseren Breitengraden zu Höchstform auflaufen lassen soll. Doch ist es ein Erfolg, wenn ich nur das darstelle, was ohnehin schon millionenfach erwiesen ist? „Erfolg“ bezeichnet im Grunde nur den Grad der Anpassungsfähigkeit eines Menschen. „Gelingen“ kann über diese Anpassungsfähigkeit hinaus, durchaus in einer von außen hin nicht sichtbaren Nische vonstatten gehen. Donald Duck geht es bei all seinen Abenteuern, die er zu bestehen hat, nie um „Erfolg“ im klassischen Sinne. Er fordert sich immer wieder neu heraus, ist auch dem Unmöglichen zugetan. Freilich ist er keine ausschließlich positive Figur. Er kann auch mal ungerecht, tyrannisch oder streitsüchtig sein. Seine Motivation bleibt aber stets die Auseinandersetzung mit neuen Vorhaben und Ideen. Er scheitert so gut wie immer, ist im nächsten Moment aber auch schon wieder bereit, etwas Neues zu wagen.
Donald ist ein klassisches Stehaufmännchen. Einer, der noch so oft auf den Schnabel fallen kann, und dabei nie den Mut verliert. Hinter jedem „Erfolgreichen“ stehen weitaus mehr Gescheiterte. Die Leistungsgesellschaft stellt nur jene in den Blickpunkt, die zu den „Erfolgreichen“ zählen. Aber was bedeutet das? Wer nur tut, was „Erfolg“ möglich macht und sich an die vorgegebenen Spielregeln hält (egal, ob dabei Korruption und Freunderlwirtschaft zusätzlich im Spiel sind), wird in gesellschaftlicher Hinsicht nie etwas verändern können. Der typische „Erfolgreiche“ sonnt sich in seinem Status, genießt die Vorzüge seines „Erfolgs“, die insbesondere in materiellem Reichtum und Vermögen geprägt seinen Ausdruck finden mögen. Er steht gerne im Mittelpunkt, und umgibt sich gerne mit „seinesgleichen“. Er entspricht einer gut geölten Maschine, die nirgends aneckt, wo der „Erfolg“ gefährdet sein könnte. Donald ist das genaue Gegenteil dieses „Erfolgsmenschen“. Seine „Menschlichkeit“ offenbart sich dadurch, dass er zwar vielleicht teilweise sogar „erfolgreich“ sein will, dies jedoch nicht als Maxime seines Lebens sieht. Nie wäre er bereit, sich in seinem „Erfolg“ einzurichten, und daraufhin ein langweiliges Leben zu führen, das nur die „Erfolgsspur“ verfolgt. Verrückt ist, dass nicht nur die Comic-Literatur, sondern ebenso andere literarische Genres mit sogenannten Anti-Helden vollgespickt sind. Die Scheiternden, die vom Leben nicht verwöhnten Menschen prägen sich dem Leser nachhaltig ein. Im „wahren Leben“ machen die meisten Zeitgenossen wohl eher einen großen Bogen um diese Menschen. Aber sind diese gescheiterten Existenzen nicht die „wahren Helden“? Ist Donald Duck nicht einer von uns, weil er sich nicht ganz und gar einer absurden Idee ausliefern will, die „Erfolg“ heißt?
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Für mich ist Donald Duck einer meiner Lieblings-Antihelden der Literaturgeschichte. Er verlässt ja nicht mal die „Erfolgsspur“, sondern geht seinen eigenen Weg, und das ist eine Aufforderung an den – egal ob groß oder klein, jung oder alt – Leser, den weniger betretenen Weg zu gehen, der eben nicht „Erfolg um jeden Preis“ heißt.