Das von Hans Muhr geschaffene Grabmal glänzt nun in der Gruppe 85 des Wiener Zentralfriedhofs. Einige Monate nach dem Ableben von Udo Jürgens wurde die Urne mit seiner Asche bestattet. Es gibt nicht nur Lob für das 6 Tonnen schwere Marmorklavier. Zu protzig sei es, meinen einige Zeitgenossen. Haben diese Kunstkenner recht oder ist der Entwurf von Manfred Bockelmann, dem Bruder von Udo Jürgens, kongenial ausgeführt worden?
Ich habe einige Tage nach der Bestattung vorbei geschaut, und fand eine kleine Gruppe von Menschen vor, die der Grabstätte einen Besuch abstatteten. Alt und jung, Vollblut-Fans und Mitgefangene, Ungarn, Deutsche und Österreicher. Alles war vertreten, tauschte so manche Erinnerung an den Verstorbenen aus. Ein Mann war zu nervös, selbst das Grabmal zu fotografieren, also überließ er dies einem für ihn Fremden. Überhaupt lagen Emotionen in der Luft. Streit wurde vom Zaun gebrochen, selbst ich geriet in geringem Ausmaß zwischen die Fronten.
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Dieses Marmorklavier, das von einem Tuch drapiert ist, wird sich wohl zu einer Touristenattraktion entwickeln. Aus der Nähe betrachtet finde ich es nicht besonders schön. Irgendwie ist es zu weiß, zu unschuldig. Die darauf liegende Rose ist immerhin bemerkenswert. Sie wirkt wie hingeworfen und verdeutlicht doch, dass auf diesem Klavier nicht gespielt werden kann. Sie ist ein kleiner Fingerzeig des Todes, der hier Einzug gehalten hat.
Es gibt, wie ich gestehen muss, wohl schönere Grabmäler. Ich kann allerdings nicht beurteilen, ob dieses Marmorklavier kongenial für den hier Bestatteten ist. Das Marmorklavier ist zu auffällig, wenngleich es nicht so groß wirkt wie bei Filmaufnahmen. Ich schätze Manfred Bockelmann sehr für seine Projekte, insbesondere für sein Letztes, das auch im Leopold-Museum zu sehen war. Doch hat er möglicherweise mit dem Entwurf für das Grabmal für seinen Bruder ein wenig übers Ziel hinausgeschossen?
Ich gehe langsam von dannen. Es sind während meiner Anwesenheit weitere Fans und Interessierte aufgetaucht. Das Duo aus Ungarn verbleibt noch an Ort und Stelle. Ob ich je in aller Ruhe an diesem Grab verweilen werde können? Das wird die Zukunft weisen. Ich kann mir allemal gut vorstellen, dass mich Friedhofsbesucher ab und an nach dem Grab von Udo Jürgens fragen werden. Vielleicht löst er damit Falco ab, der diesbezüglich bislang die Spitzenposition inne hat...