Als ich im Jahre 1998 erstmals mittels Modem auf meinem privaten Computer ins weltweite Netz einsteigen konnte, war dies ein großes Abenteuer. Es war nicht so leicht, Seiten aufzuspüren, die meinen Interessen entsprechen könnten. Doch aus irgendeinem „Zufall“  heraus spürte ich bald eine Website auf, die es in sich hatte und mich bis heute beschäftigt.

Auf dieser Website berichtet der seit 1985 im Todestrakt in San Quentin einsitzende Dean Carter weitgehend über seine eigene Situation, und es kann abgelesen werden, welche Veränderungen in den Jahren bis Dezember 2011 (sein letzter bislang veröffentlichter Eintrag) auf die Insassen zugekommen sind. Dieser Einblick eines Menschen in der Todeszelle, der keinerlei Chance hat, jemals wieder das Gefängnis zu verlassen, vermag den Leser zu fesseln.

Es ist nicht die Tatsache, Kolumnen eines – erwiesenermaßen – vierfachen Mörders und Vergewaltigers frei Haus serviert zu bekommen, die erstaunt, sondern die Erkenntnis, dass es Dean Carter überhaupt nicht darum geht, sich frei zu strampeln, seine Unschuld zu beteuern oder eine Beichte abzulegen. Er will informieren, aufzeigen, wie es Menschen im Todestrakt geht. Und wenn er etwa schreibt, dass es offensichtlich im Vergleich zu anderen Trakten Nachteile bei der Verpflegung und Unterbringung gibt, weil für die Insassen schlicht und einfach so wenig Geld wie möglich ausgegeben werden soll, bringt dies ein wenig Licht in das weitgehende Dunkel der Todeszellen. Und wenn wir davon ausgehen, dass immer wieder Menschen in Todeszellen einsitzen, die unschuldig sind, kann einem bei der Lektüre schon ein Schauer über den Rücken laufen.

Dean Carter hat den Tod genauso wenig verdient wie alle anderen im Todestrakt. Er kann jeden Tag damit rechnen, den endgültigen Termin seiner Hinrichtung mitgeteilt zu bekommen. Und er hat durch seinen Kontakt zur Außenwelt möglicherweise jene Portion Lebensenergie konserviert, die ihm dieses ständige Leben hinter Gittern und im Bewusstsein, eines Tages vom Staat Kalifornien exekutiert zu werden, halbwegs erträglich macht.

Seine Kolumnen sind hier abrufbar: http://www.deadmantalking.com/dmtd/dmtdindex.htm

Es besteht auch die Möglichkeit, direkt mit Dean Carter in Kontakt zu treten.

Ich habe dies vor Jahren mal getan, und eine durchaus freundliche Antwort erhalten.

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Bernhard Juranek

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crinan

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fischundfleisch

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