... meine Eltern davon in Kenntnis zu setzen, dass mehrere Skelette an meinem Bettrand sitzen und schrecklich lachen. Wenig später liege ich wieder im Bett. Ich glaube nicht daran, einen Alptraum gehabt zu haben. Diese Skelette waren so wirklich! Nie zuvor habe ich sie gesehen und ich befürchtete, sie würden wieder auftauchen. Doch sie blieben weg, zumindest machten sie es sich nicht mehr an meinem Bettrand sitzend gemütlich. Vielleicht Monate, vielleicht ein, zwei Jahre später erfand ich das Skelett Bingo, meinen ersten Superhelden. Ich schrieb die Abenteuer des Skeletts Bingo in ein kleines Heftchen. Mir fiel viel ein, angefangen von einem Job in der Geisterbahn bis zu hochdramatischen Spaziergängen in der Stadt Wien. Bingo hatte es drauf, er war ein Skelett wie Du und Ich, voller Lebensenergie halt. Und ich war stolz darauf, dieses heitere Skelett persönlich zu kennen und mit ihm einen Teil meines Lebens zu verbringen.

Der Superheld zwinkerte mir zu und plötzlich war er verschwunden. Das Heftchen, einfach weg von heute auf morgen. Ich fragte nach, konnte es niemand gesehen haben? Hatte sich das Heftchen in seine Bestandteile aufgelöst und Bingo in eine andere Realität mitgenommen? Die unsichtbaren Spuren von Bingo verfolge ich bis heute. Bingo ist immer noch da, der Bursche ist einfach nicht tot zu kriegen. Jahre später tauchte er sogar als Überraschungsgast meiner Geburtstagsparty auf! Meine erste von mir höchstpersönlich erfundene literarische Figur beobachtet mich möglicherweise gerade in diesem Moment, wo ich sie wieder lebendig werden lasse. Wir sind endlich wieder offiziell miteinander in Kontakt. Nur ja nicht die Bande der Freundschaft abreißen lassen, dann ist alles in Butter, und alle Knochen bleiben heil.