Es soll nicht darum gehen, dass Frauen literarischen Werken mehr zugetan sind als Männer. Das ist ein alter Hut, sozusagen Schnee von gestern. Nein, Grundsätzliches kommt zur Sprache: Wie ist das Leseverhalten von Männern? Was erwarten sie sich von einem Text? Und wird diese Erwartungshaltung auch erfüllt im Sinne von Selbstbestätigung oder Wissenserweiterung?

Männer sind anders, so auch, wenn es ums Lesen geht. Sie bevorzugen Fachzeitschriften, Gebrauchsanweisungen und den Sportteil von Zeitungen. Damit ist das Klischee ausgebreitet. Geht es aber anders? Wenn Sie ein Mann sind und diese Zeilen lesen, fühlen Sie sich angesprochen? Wie ist es, selbst zum „Thema“ zu werden und sich darauf einen Reim zu machen?

Männer lesen tatsächlich anders, jedenfalls meiner Erfahrung nach, die ich mit lesenden Männern gemacht habe. Irgendwie muss der Lesestoff einen Nutzen mit sich bringen, einen Mehrwert. Oder zwischendurch ein kleines Häppchen genügt dem genügsamen Mann. Dabei ist das Lesen ja nur die Kulturtechnik, die wir Menschen uns angeeignet haben, um die Gedankengänge anderer Menschen nachvollziehen zu können. Ein Buch kann ins Abenteuerland führen, ein Sportbericht ein Ereignis nahebringen, bei dem wir gar nicht dabei waren, eine Gebrauchsanweisung Verwirrung stiften und eine Fachzeitschrift die eigene Kompetenz in Frage stellen.

Männer stellen andere Bezüge her, kommen zu absurden Urteilen, fühlen sich von Studien über die Eigenarten von Männern beleidigt. Eine letzte Frage habe ich noch an Männer und Frauen: Haben Sie eine Quintessenz aus diesem Text herauslesen können, fühlten Sie sich dabei wenigstens unterhalten oder ist das Ding einfach an Ihnen vorbeigerauscht wie eine Sturmböe im November? Lassen Sie es mich wissen, ich lese gerne nach!