Der Gottesdienst mit Pater Clemens ist jedes Mal ein Ereignis. Er gehört zu jenen Priestern, die wahrhaftige Seelsorger sind. Er präsentiert die katholische Kirche so, wie sie sein könnte: Nah an der Lebensrealität der Menschen, bodenständig, kritisch gegenüber fragwürdigen Zuständen in der Gesellschaft, Offenheit für Andersgläubige und Nichtgläubige, ökumenisch, mit Blick in die Zukunft, ehrlich und stets an der Seite der Menschen, welche die Leistungsgesellschaft ausspuckt und die also am Rande stehen.
Pater Clemens ist ein Original, keine Kopie. Er ist authentisch, seine Predigten reißen mit, sind Nahrung für die Seele der Gläubigen und Zweifelnden. AIDS-Seelsorger wurde er „zufällig“. Er war bereit, diese schwierige Aufgabe anzunehmen, begleitete an AIDS erkrankte Menschen nicht selten bis ganz zum Schluss. Ich hatte das Vergnügen, das 25-jährige Priesterjubiläum dieses ungewöhnlichen Ordensmannes (er ist Trinitarier) gestern in Maria Grün mitfeiern zu dürfen. Er erzählte lustige Episoden aus seiner Kindheit, ein einfacher Zeitgenosse sei er nie gewesen und wird er wohl nie sein. Gut so! Heuer war er gemeinsam mit einigen anderen Jubilaren zu einer Feier eingeladen, die in ein festliches Essen mündete. So mancher wunderte sich, was er dort zu suchen habe. 25 Jahre Priester-Jubiläum, DU? Das kann doch nicht sein! Du passt doch nicht hier her!
Schließlich wurde er von seiner Gemeinde reich beschenkt und mit Applaus bedacht. Er ist ein ganz wichtiger Grund dafür, warum ich der Kirche nicht den Rücken zukehre. Solange Menschen wie er in dieser Kirche auf derart fantastische Weise wirken und vielen Mitmenschen auf einfühlsame Weise und ohne Schuldzuweisung beistehen, ist die Hoffnung auf eine starke Weiterentwicklung der Kirche nicht verloren. Seine Gemeinde und somit auch ich sind dankbar für seine nie versiegende Kraft, mit der er den christlichen Glauben weiter gibt und neue Sichtweisen öffnet. Er ist einer von uns, schwebt nicht abgehoben auf einer Wolke, ist ein Mensch mit Herz und Verstand. Möge er noch lange in dieser Kirche wirken und miterleben, dass sie endlich keine Menschen mehr von Sakramenten, insbesondere der heiligen Kommunion ausschließt, Frauen einen höheren Stellenwert bis hin zum Priesteramt bekommen, das Zölibat auf freiwilliger Basis vertreten werden kann, Priester somit auch heiraten dürfen, und Menschen, die einander lieben, nicht mit zweierlei Maß behandelt werden.
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Um einen Eindruck von Pater Clemens zu bekommen, ist es hilfreich, ihn zumindest einmal gehört und gesehen zu haben. In der Fernsehsendung „Was ich glaube“ ist er öfters mal zu sehen. Doch besonders beeindruckend ist seine Rede anlässlich der Edith Stein - Tagung 2014 in seiner Eigenschaft als AIDS-Seelsorger.