Der 21. April 1978 ist mir in bester Erinnerung. An diesem Tag begab sich mein Vater erstmals mit mir gemeinsam auf den Sportclubplatz. Als 7-jähriger Knirps wusste ich nicht, was auf mich zukam, doch ich zeigte mich schnell begeistert. Der Wiener Sportclub hatte die Wiener Austria zu Gast. Es war ein Spiel auf des Messers schneide, das mit einer unglücklichen Niederlage der Gastgeber endete. Gut erinnern kann ich mich an einen verwandelten Elfmeter, der kurz vor Spielende für Trauer unter den schwarz-weißen Fans führte.
Doch ich hatte Lunte gerochen. Bei meinem ersten Spiel hatte ich zwischen Gut und Böse,also eigenem Team und Gegner nicht unterscheiden können. Zwei ältere Damen, beide den Veilchen zugeneigt, schenkten mir Zuckerln. Ich atmete die Atmosphäre ein, das könnte gern zu einem Ritual werden. Im Laufe der nächsten zwei, drei Jahre, nahm mich mein Vater immer wieder zum Sportclubplatz mit. Ich erlebte glorreiche Siege und niederschmetternde Niederlagen. Schon in dieser Zeit verstand ich mich als Fan des Wiener Sportclub. Und nicht selten flossen nach einem verlorenen Spiel Tränen.
Der Sportclubplatz ist seit dem 21. April 1978 so etwas wie mein zweites Wohnzimmer. Ich habe dort viele Spiele meines Vereins gesehen, von der höchsten Liga bis zur Wiener Liga Daumen gedrückt, applaudiert, geschrien, geheult. 2014 begeisterte mich insbesondere das Gastspiel von AS Roma. Der Sportclubplatz glänzte wie in alten Zeiten.
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Der Zahn der Zeit hat auch den Sportclubplatz nicht verschont. Seit vielen Jahren befindet er sich in einem bemitleidenswerten Zustand. Die Tribünen bröckeln vor sich hin, mit Ausnahme der blauen Tribüne. Die Bausubstanz ist offensichtlich angeschlagen. Auch die Sanitäranlagen haben bessere Zeiten gesehen. Es wäre an der Zeit, dass der längst bespielte Fußballplatz Österreichs generalsaniert wird. Dieses einstige Schmuckkästchen braucht eine Generalüberholung, ansonsten fällt es irgendwann noch auseinander. Aber noch so viele Gespräche mit Politikern und sonstigen Personen, die der Sanierung auf die Beine helfen könnten, haben bislang zielführendes erbracht. Die Situation spitzt sich zu und es ist längst an der Zeit, dass die Rettung des Sportclubplatzes in Angriff genommen wird.
Das Problem ist, dass auf dem Sportclubplatz seit 2001 nicht einmal der Sportclub, sondern eine Art Satellitenverein spielt, der keine Sektion des Wiener Sportclub mehr ist. Zwar nennt sich der Verein Wiener Sportklub, was darauf zurück zu führen ist, dass er die Namensrechte für eine gewisse Zeitspanne vom WSC gekauft hat, und auch das Vereinswappen sieht jenem des WSC sehr ähnlich. Doch in Wirklichkeit laufen die Spieler für den „FC Wien-Hernals“ auf, so steht es auch in den Vereinsstatuten.Nun, und ein Verein, der mit dem Wiener Sportclub nur bedingt zu tun hat, wird dann kaum noch Sympathisanten und Fans anziehen, wenn er endgültig als „FC Wien-Hernals“ auf dem Sportclubplatz Spiele austrägt. Dass dieser Verein zudem „nur“ in der Ostliga agiert, mag ein wesentlicher Grund dafür sein, warum der Sportclubplatz keinen hohen Stellenwert mehr zugebilligt bekommt. So stand eine Zeit lang sogar die architektonische Idee im Raum, einen Teil der Tribünen abzutragen und dort Wohnhäuser hinzustellen. Ich weiß jetzt gar nicht, ob diese Idee schon verworfen wurde, allemal ist es ein Horror, sich dieses Szenario auch nur vorzustellen.
In den letzten Jahren haben die regelmäßigen Besucher des Sportclubplatzes, sprich die Sympathisanten und Fans des Wiener Sportklub alias „FC Wien-Hernals“ mit der Aktion Rettet den Sportclubplatz sowohl auf diversen Veranstaltungen und bei Auswärtsspielen als auch medial auf die prekäre Situation dieser jahrzehntelangen Heimstätte des Wiener Sportclub aufmerksam gemacht. Klar ist auch, dass eine Rettung nur dann vorstellbar ist, wenn auch tatsächlich wieder der Wiener Sportclub dort aufspielt. Insofern die Namensrechte ablaufen (wobei dies bald der Fall ist, soweit ich es weiß) und also ein in Wiener Fußballkreisen unbekannter Verein den Sportclubplatz als seine Heimstätte ansieht, ist kaum damit zu rechnen, dass diese Rettung stattfindet. Die sogenannte Rückführung des Wiener Sportklub in den Wiener Sportclub, sodass der Wiener Sportclub dann also wieder eine Fußballsektion hat, ist wohl Voraussetzung dafür, dass die verantwortlichen Politiker den Sportclubplatz wieder als rettenswert wahrnehmen.
Für mich als langjährigen Fan des Wiener Sportclub und allemal Sympathisanten des Wiener Sportklub wäre es wie für viele andere dem Verein verbundenen Menschen wohl ein ganz besonderes Ereignis, wenn der Sportclubplatz die notwendige Sanierung zugestanden bekäme und zudem die sehnlichst erwartete sogenannte Rückführung vollzogen wird. Es wäre ewig schade, wenn der Sportclubplatz verbaut oder überhaupt abgetragen würde. Das Drama ist die Ungewissheit, ob es je zu einer Einigung zwischen den Funktionären des WSC und des WSK kommt.
Angesichts der Tatsache, dass andernorts in Wien Stadien mit Einsatz von viel, viel Geld saniert werden oder gar neue Stadien gebaut werden, sollte es doch Ehrensache für die verantwortlichen Politiker und Funktionäre sein, den Sportclubplatz nicht seinem Schicksal zu überlassen. Vielleicht hilft mein kleiner Beitrag, dem Sportclubplatz ein wenig von der Aufmerksamkeit zurück zu geben, die er verdient.
Das Foto habe ich anlässlich des Ute Bock - Cup gemacht, der seit einigen Jahren auf dem Sportclubplatz ausgetragen wird. Die eingenommen Gelder dieser Veranstaltung kommen den Projekten von Frau Bock zugute.
Update vom 31. März 2015: Ein sehr schönes Video zeigt, was den Sportclubplatz so einzigartig macht!