Die Autorin kann aus dem Vollen schöpfen. Sie hat jahrelang als Psychiaterin mit geistig abnormen Straftätern im Maßregelvollzug gearbeitet. Dadurch erhält diese Geschichte eine besondere Note.
Ein Mann mittleren Alters hat seine Nachbarin auf bestialische Weise getötet. Er hat sich daran ergötzt, das Leben aus seinem Opfer entweichen zu sehen. Und er hat es schließlich darauf angelegt, gefasst zu werden. Sein Weg führt ihn in den Maßregelvollzug. Die behandelnde Ärztin bemerkt rasch, dass er einiges über sie zu wissen scheint. Ein Geheimnis liegt in der Luft. Rösch, der Mörder, sinnt darauf, zu flüchten und heckt einen perfiden Plan aus, der sich gegen Frau Doktor Bogner richtet.
Der Fokus ist auf die Psychiaterin gerichtet, deren Leben durch ihre Begegnung mit Rösch aus den Fugen gerät. Zudem werden die Hintergründe aufgezeigt, aus denen – möglicherweise – die abnorme Persönlichkeit von Rösch abgeleitet werden könnte. Nachdem ihm die Flucht gelungen ist, tötet er zwei Frauen auf die gleiche Weise wie seine Nachbarin. Der Schlüssel, Rösch habhaft zu werden, liegt bei der Ärztin. Sie wird hierbei von ihrem Oberarzt und einem geheimnisvollen dunkelhäutigen „James Bond“ unterstützt, der Regina Bogner Details aus dem Vorleben von Rösch liefert.
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Im Zuge der gemeinsamen Ermittlungen kommt es zu einer Befragung der Mutter von Rösch. Sie ist sehr zuvorkommend, doch es erweist sich, welches Trauma Rösch in seiner Kindheit widerfahren ist.
Antonia Fennek ist das Pseudonym der Autorin Melanie Metzenthin. Sie ist für historische Romane bekannt, die absolut zu empfehlen sind. Schon in diesen bringt sie ihre Erfahrungen als Psychiaterin ein. Mit Schwarzweiß geht sie einen Schritt weiter. Sie erzählt davon, wie es im Maßregelvollzug zugeht. Wie die Straftäter ticken. Und wann und ob es Hoffnung gibt, dass Menschen, die schwere Verbrechen begangen haben, je wieder als „geheilt“ in die Freiheit entlassen werden. Der Roman ist nicht nur spannend, sondern auch sehr lebensnah. Die Figuren sind aus Fleisch und Blut. Wenngleich es sich um einen Psychothriller handelt, wäre es nicht zielführend, Schwarzweiß ausschließlich diesem Genre zuzuordnen. Er sprengt die Grenzen einer etwaigen Zuordnung.
Melanie Metzenthin wird weitere Romane schreiben und veröffentlichen, die im beschriebenen Kontext verfasst sind. Einen kleinen Blick in die Seele geistig abnormer Straftäter zu werfen ist freilich schwere Kost. Es ist gleichermaßen eine Möglichkeit, einseitige Vorstellungen abzubauen. Und es setzt sich mit den Opfern und ihren unfassbaren Leiden auseinander.
Eines ist auch noch festzuhalten: Gröbste Verletzungen der kindlichen Seele sind nie zu tilgen. Wer Zeuge einer solchen Verletzung wird oder wenigstens eine Ahnung hat, dass etwas nicht stimmt, sollte dies nicht für sich behalten. Der beschriebene Mörder Rösch hätte in seiner Kindheit Hilfe bitter nötig gehabt. Aber die Menschen haben weggeschaut oder seinen Verstörungen keine Bedeutung beigemessen.