Als Sebastian drei Jahre alt ist, macht sich bereits eine Eigentümlichkeit bemerkbar: Er hört nicht auf seinen Namen. Wenn also etwa seine Mama ruft: „Basti, komm´ schnell – Essen ist fertig!“ – so reagiert er nicht. Vielmehr spielt er weiter in seinem Zimmer und schlägt regelmäßig Purzelbäume.
Im Kindergarten mutiert er schnell zum Außenseiter. Die Tante verlangt von allen Kindern, dass sie zu Mittag schlafen sollen. Er will es nicht, und hört nicht auf diese alte Frau, die ständig seinen Namen erwähnt, und ihn dazu zwingen will, zu schlafen. „Sebastian, du willst doch mal groß und stark werden – oder? Und da ist es wichtig, viel zu schlafen.“ Der Dreijährige schüttelt da nur den Kopf, und wartet darauf, dass endlich diese Zeit der verordneten Mittagsruhe um ist. Ein paar Stunden später ist er dann zu Hause, und kann mit seinen Ritterfiguren spielen.
Von Kosenamen hält er überhaupt nichts. Er weiß, dass er einen Namen trägt, und er weiß, wer gemeint ist, wenn von „Goldi“, „Schätzchen“, „Liebling“ oder „Basti“ die Rede ist. Auf keine dieser Anreden spricht er an. Er verneint die Neigung der Menschen, ihn mit einem Namen anzusprechen, und vermeidet es seinerseits, anderen Menschen Namen zuzurufen.
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Es mag sonderbar sein, aber niemanden scheint diese Eigentümlichkeit zu stören. Weder Kinder noch Erwachsene wollen sich einen Reim darauf machen. Sebastian ist ein ruhiger, in sich gekehrter Bub, der nur wenig mit seinen Mitmenschen zu tun haben will. Meist beschäftigt er sich mit sich selbst, und spielt nur ungern mit anderen Kindern. Bewußt schottet er sich ab, und lebt sein Leben in einer eigenen Sphäre. Für ihn stellt es eine Störung dar, wenn er einen Namen hört, und er diesen mit sich selbst in Bezug bringen mag.
Er ist nicht glücklich im Kindergarten. Manche Kinder nerven ihn gewaltig, und nicht selten bekommt er Prügel ab. Er setzt sich nicht zur Wehr, sondern versucht diesen Monstern aus dem Weg zu gehen, die sehr gerne auf Mädchen losgehen, und dumme Worte in den Mund nehmen. Sebastian spricht nur wenig. Es spielt sich schon im Alter von drei Jahren sehr viel in seinem Kopf ab. Er zeichnet fast jeden Tag abstrakte Figuren, und lehnt es ab, mit einem Zug zu spielen, der von fast allen Kindergartenkindern geliebt wird. Wenn ihn sein Großvater vom Kindergarten abholt, breitet er die Arme aus, und freut sich, diesen verwunschenen Ort endlich verlassen zu können.