Zurück zum Ursprung: Die Trinitarier und ich

Es ist schon verrückt. Als Kind bin ich der katholischen Kirche fern gestanden. Der Religionsunterricht hat mich auch nicht unbedingt begeistert. Die Vorbereitung zur Erstkommunion war eine erstmalige ernsthafte Konfrontation mit dem christlichen Glauben. In Erinnerung ist mir das Gebot des Teilens. Ich habe eine Semmel in der Hand gehalten und buchstäblich begriffen, dass sie teilbar ist.

Nach langen Jahren als Atheist besuchte ich freiwillig den Religionsunterricht in einer höheren Schule. Der Kaplan brachte mein Weltbild ein wenig ins Schwanken. Die Entwicklung zum Agnostiker setzte ein. Der Kaplan erzählte von seinen Glaubenszweifeln. Nun war ich also auch ein Zweifler. Viele Jahre später hatte ich ein Schlüsselerlebnis und mir wurde klar, dass dies der Beginn meines Lebens als gläubiger Mensch ist: Kein Geschöpf bedarf mehr der Erlösung als der Mensch. Die Zweifel waren gewichen. Doch das bedeutete nicht, dass ich den Gottesdienst besucht hätte.

Seit gut fünf Jahren nehme ich regelmäßig an den heiligen Messen mit Pater Clemens teil. Meine Lebensgefährtin und ich sind von der Authentizität dieses großartigen Menschen angetan. Er ist AIDS-Seelsorger (siehe: Pater Clemens: Der AIDS-Seelsorger von Wien) und seine Predigten nie langweilig. Er will aufrütteln, so manchen Christenmenschen aus seinem Tiefschlaf holen. Ich wäre nicht freiwillig zu irgendwelchen anderen Geistlichen gegangen. Zu oft hatte ich zuvor Zungenredner, vorurteilsbehaftete, schon halb in den Wolken schwebende Pfarrer und Kapläne gehört. Pater Clemens ist anders. Er repräsentiert die Kirche so, wie sie sein könnte. Die Buswallfahrten mit ihm sind stets lustig und abwechslungsreich. Und er ist Trinitarier.

Ich bin im zweiten Wiener Gemeindebezirk aufgewachsen. Ein Trinitarier hat mich in der Mexiko-Kirche getauft. Meine Eltern wurden vom fast schon legendären Pater Quirin getraut. Nun bin ich wieder den Trinitariern verbunden. Ich bin genau dort, wo ich hingehöre. Und ich sehe das nicht als „Zufall“ an. Ich habe eine Wahl getroffen, die mir der liebe Gott offen gelassen hat. Und ich weiß, dass ich nirgendwo sonst besser aufgehoben sein könnte.

Hier geht es zur Geschichte der Trinitarier:

http://www.ordensgemeinschaften.at/orden/ordensgeschichte/272-trinitarier-osst

Und hier geht es zu einem Nachruf auf Pater Quirin:

http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/oesterreich/chronik/170878_Pater-Quirin-gestorben.html

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fischundfleisch

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Silvia Jelincic

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