Glaubt man der offiziellen Arbeitslosenstatistik in den USA, dann wurde im Februar 2016 mit rund 4,9% der tiefste Stand, seit der im Jahr 2008 beginnenden Finanzkrise, gemessen. Klingt ja alles nach einer florierenden Wirtschaft, nicht wahr?
Das Transportgewerbe
Daimler (Mercedes) meldete vor kurzen 1.200 Stellen in der Nutzfahrzeugsparte streichen zu wollen. Auch andere Hersteller haben ähnliche Probleme. Warum das so relevant ist? Weil das Transportgewerbe einer der härtesten Indikator für den Zustand einer Wirtschaft ist. Es ist leicht erklärt: Schaut es mit der Wirtschaftslage gut aus, dann müssen auch vermehrt Güter von A nach B transportiert werden. Dadurch steigt natürlich die Nachfrage nach LKWs. Fakt ist, die USA verkaufen deutlich weniger Nutzfahrzeuge, jedoch ist die Arbeitslosenstatistik auf den tiefsten Stand seit 2008. Passt irgendwie nicht zusammen...
Natürlich gibt es auch für dieses Phänomen eine Erklärung, hierzu muss man ganz einfach die Berechnung der Arbeitslosenstatistik anschauen.
Messmethoden der Arbeitslosenstatistik
Grundsätzlich ist zu sagen, dass die Messmethoden von Arbeitslosen zwischen Österreich und den USA sehr unterschiedlich sind. Während sich bei uns jede im erwerbstätigen Alter befindende Person, die auf Arbeitssuche ist, beim AMS melden muss und somit registriert wird, funktioniert dies in den USA gänzlich anders. Hier wird eine repräsentative Telefonumfrage, vom Bureau of Labor Statistics (BLS) an 60.000 Haushalten durchgeführt. Dabei werden Informationen wie dem Stand der Beschäftigung, den Arbeitslosen, der Arbeitslosenquote und die Zahl der Nichterwerbsfähigen aufgenommen. Weiters zu beachten ist, dass in den Vereinigten Staaten auch keine offiziellen Meldefristen existieren, sondern es werden die Arbeitslosenzahlen durch ein Model für Neugeborene und Gestorbene errechnet. Als Beschäftigt zählen bereits Personen, die in der Erhebungswoche mindestens eine Stunde gearbeitet oder 15 Stunden unentgeltlich im Familienbetrieb ausgeholfen haben.
In den Vereinigten Staaten existieren sechs unterschiedliche Messmethode (U-1 bis U-6), wobei vor allem U-3 von Bedeutung ist, da diese die offiziellen Zahlen beinhaltet. Auch U-6 wird von der Regierung veröffentlicht.
Was hat es nun mit der U-3 Variante auf sich? Dieses Verfahren berücksichtigt keine arbeitslosen Personen, die sich entmutigt zeigen, auch weiterhin einen Job zu suchen. Heißt im Klartext: US-Bürger die aufgegeben, sich für freie Stellen zu bewerben, weil z.B. ihre Qualifikation nicht ausreicht, gelten nicht mehr als arbeitslos und fallen somit aus der Statistik.
Die Messmethode U-6 enthält immerhin entmutigte Menschen, die unter einem Jahr auf Jobsuche sind. Laut diesem Verfahren liegt die Arbeitslosigkeit bei rund 10%.
Man braucht kein Mathematiker zu sein, um schnell zu begreifen, dass diese Zahlen nicht stimmen können, sondern deutlich höher ausfallen werden. Manche Experten schätzen sogar bis zu 23%. (Siehe shadowstats.com von John Williams)
Shadow Government Statistics
Amerikas Jobwunder ist eine Illusion
Interessant sind natürlich auch, in welchen Sektoren neue Stellen geschaffen wurden. Wichtig sind vor allem Vollzeitjobs, mit denen Menschen ihre Familie gut ernähren können. Jedoch werden neue Arbeitsplätze vor allem im Niedriglohnbereich angeboten. Gut bezahlte Stellen wie im Produktivsektor gehen weiter zurück, während schlecht bezahlte Teilzeitstellen als Dienstpersonal, Parkplatzwächter, usw. steigen. Viele Amerikaner benötigen zwei bis drei Jobs, um ihren Ausgaben decken zu können.
Rezession unvermeidbar
Eine Rezession ist nach Ansicht Jim Rogers, ein berühmter Hedgefondsmanager, innerhalb der nächsten 12 Monaten unvermeidbar. Ein Abschwung erfolgt gewöhnlich alle vier bis sieben Jahre und die letzte ist sieben bis acht Jahre her.
Ganz unrecht könnte er nicht haben, denn die Nachrichtenagentur Dow Jones Newswire hat erkannt, dass vor jeder Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg, ein Rückgang bei der Industrieproduktion, bei den Unternehmensgewinnen und bei Börsenkursen von statten ging. Wie schauen nun die Fakten aus? Die US-Industrieproduktion fiel im letzten Jahr, in zehn von zwölf Monaten, die Unternehmensgewinne gehen seit dem Sommer 2014 deutlich zurück. Auch der Dow Jones hat seit den Höchstständen deutlich eingebüßt. Damit sind alle Fakten erfüllt, die in den letzen Jahrzehnten zu einer Rezession geführt haben.
Studentenkredite
Studierende in den USA sind nicht zu beneiden. Die Verschuldung für Studiengebühren kletterte auf neue Höchststände und liegt nun bei 1.7 Billionen US-Dollar. Damit ist diese höher als die Gesamtverschuldung von Großbritannien. Nach dem Abschluss können die Schuldner als Lohnsklaven bis zur Pension den Kredit abzahlen, wenn sie überhaupt eine adäquate Arbeitsstelle finden. Eigentlich sollte sich der Staat um Bildung kümmern und nicht seine Bürger bestrafen nur weil sie etwas lernen wollen.
Fazit
Auch wenn die Arbeitslosenzahlen auf den ersten Blick sehr schön aussehen, dürfen wir uns davon nicht blenden lassen. Es zahlt sich aus tiefer in die Materie zu blicken, um schnell herauszufinden, dass diese sehr beschönigt wurden und es um die US-Wirtschaft nicht so gut steht wie angenommen.