SA-TIERE. Wenn die besinnliche Zeit des Jahres beginnt, bewaffnet sich Hermann Göring (nicht verwandt) mit seinem eigenen Becher und zieht durch die vielen Adventsmärkte hierzulande. Seinen Beruf kann er „im Felde“ nur in vier Wochen im Jahr ausüben – er ist ein, wenn nicht der Veteran in den glorreichen Reihen der Glühweinsommeliers. Er hat aber auch schon Wunden der Ehre davongetragen – zumeist Brandblasen auf seiner Zunge.
Keine Zeit für Müßiggang
In der Weihnachtszeit schlendern die meisten Menschen gemütlich und entspannt über die Adventsmärkte und lassen die Seele bei kandierten Äpfeln, scharfer Bosna und einem genussvollen und gut gewürzten Glühwein baumeln. Diese Zeit der Stille und des Müßigganges ist genau das nicht für Hermann Göring. „Ich bin nicht mit diesem ehemaligen Politiker verwandt. Ich heiße einfach nur so“, stellt der winterliche Feinspitz klar.
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„Stehe mit Rat und Tat zur Seite“
Der Glühwein ist für Hermann Göring Ausdruck eines gewissen festlichen Lebensstils. „Allein in der stillen Jahreszeit den Glühwein zu genießen ist mir oft zu wenig. Zwar kasteie ich mich, aber in den Wochen vor dem Advent darf ich endlich beginnen und bei den Standbesitzern vorher vorbeischauen, um ihnen mit Rat und Tat beim Einkauf zur Seite zu stehen“, freut sich der Glühweinsommelier. Wichtig sei nicht nur der Wein, es seien vor allem die Gewürze.
Das rollende R
„Ich kann ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich es liebe, wenn ich mit aller Kraft in den Heroenkampf mit den Gewürzen und den Weinen hineingehe. Dabei ist jedes Stalingrad, ähm, jedes Grad Celsius Abweichung von der Idealtemperatur auf das Genaueste zu beachten und im Keime zu ersticken oder gleich ganz auszumerzen. Sie können sich kaum vorstellen was passiert, wenn man die falsche Art von Gewürzen in den Wein hineingibt. Diese entarteten Gewürze wie Schwarzmohn, Gelbwurz, Rotkraut oder das Weißkraut – nur Farbenspiele an der glorreichen Wand des Zimt. Aus meiner Sicht müssen alle sogenannten Glühweingewürze, außer eben Nelken, Zimt und Zucker, radikal ausgerottet werden. Ja, ausrotten sagte ich!“, führt der Sommelier lauthals aus.
Das R rollt noch lauter
„Aber sagen sie das heute einmal lauthals. Die meisten Menschen glauben, in einen Glühwein kann man alles reinkippen. Nein und nochmals nein! Viele geben eine vorgefertigte Mischung aus einem Paket hinein. Das kann und will ich nicht akzeptieren. Die zahlende Kundschaft hat es verdient, die Reinheit des Blu,…, des Glühweins zu erfahren“, brüllt Göring. Unreinheit, so Göring abschließend, könne man in Ländern wie Deutschland und Österreich, vor allem bei etwas so wichtigem wie der Tradition, ähm, dem traditionellen Rezept für Glühwein, nicht akzeptieren.
Hermann Göring nimmt zur Beruhigung einen Schluck frisch ausgeschenkten Glühweins, zuckt zurück und bemerkt schnell, dass er sich soeben die Zunge verbrannt hat.
ACHTUNG – das ist ein Satireartikel, der nach 12 Glühwein (im ganzen Leben) geschrieben wurde.
Foto: pixabay.com (CC)