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SA-TIERE. Wer kennt das nicht? Man hetzt in der festen Überzeugung zum Bahnhof, dass nur noch ein Wunder dafür sorgen kann, dass man den angestrebten Zug noch rechtzeitig vor der geplanten Abfahrt erreicht. Dann steht man völlig außer Atem am Bahnsteig und sieht, dass der Zug gerade losgefahren ist.

„Die Bahn darf zu spät sein, wir aber nicht!“

„Aha, ausgerechnet heute fährt er pünktlich!“, schreien dann viele Menschen, in der richtigen Stimmung für ein Tourette-Syndrom. In Österreich und Deutschland kommen pro Tag nicht nur alle Züge gesamt um 9:44 Stunden zu spät, auch die potentiellen Passagiere sind nicht besser. Bei einer repräsentativen Umfrage auf den Bahnhofsvorplätzen gaben alle, die verzweifelt am Boden knieten und eine der vielen monotheistischen Götter um Beistand anflehten, an, maximal mit fünf Minuten Verspätung am Bahnsteig angekommen zu sein. „Dafür, zum Henker, muss es doch eine Lösung geben. Die Bahn darf zu spät sein, wir aber nicht“, so ein Fahrgast.

Lösung: Die To-Late-Card

Die beiden stets innovativen und auf die Zufriedenheit ihrer Fahrgäste bedachten deutschsprachigen Bahnorganisationen ÖBB und DB haben diese Kritik vernommen und bieten nun eine in der Schienenverkehrswelt einmalige Spezialkarte an. „Unsere Kunden können für umgerechnet 200 Euro im Monat die ‚To-Late-Card‘ erwerben. In Verbindung mit einer App können sie sich dann eine spezielle Fahrt aussuchen, bei der wir auf sie warten. Die Karte muss aber vorher mit Guthabenzeit aufgeladen werden. Wir haben ja die Zeit nicht gestohlen“, grinst ÖBB-Chef Christian Kren.

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KKK durch ÖBB-Verspätung aufgeladen

Das Aufladen funktioniert so. Jedes Mal, wenn der Zug, mit dem man fahren will, zu spät kommt und losfährt, registriert das die App und schreibt die verlorene Zeit dem Kundenkartenkonto (KKK) gut. Das heißt, je öfter ein Zug Verspätung hat, desto mehr dürfen sich auch die Besitzer eines KKK verspäten. „Endlich was Gutes. Normalerweise bin ich immer geladen bei einer Verspätung, nun übernimmt das die To-Late-Card für mich“, sagt ein für die Pressekonferenz engagierter zufriedener Bahnkunde.

Warum nehmen sie keinen späteren Zug?

„Ich habe schon 5:33 Stunden Verspätung angesammelt. Allerdings muss ich immer pünktlich in der Arbeit sein, daher komme ich nie zu spät. Aber es ist beruhigend ein solches Polster zu haben. Denn wenn ich mal Verschlafe, bleibt mir immer noch genug Zeit, meinen Zug zu erwischen“, sagt ein Passagier. Auf die Frage, ob er denn in diesem Fall nicht einfach einen späteren Zug nehmen können, meinte er, er sei es gewohnt, immer mit dem Zug um 7:12 Uhr zu fahren, selbst wenn er um 9:22 ginge.

ACHTUNG – das ist ein Satireartikel, der für viele Zugpassagiere leider zu spät kommt.

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