SA-TIERE. Die Medien in Ungarn berichten aktuell über einen handfesten Polizeiskandal in Ungarn. Dort soll ein Sondereinsatzkommando, das unter der direkten Kontrolle von Staatschef Viktor Orban steht, einen regierungskritischen Journalisten angegriffen haben und ihn, und das ist der Skandal, lediglich ambulanzreif geschlagen haben. Experten sehen den ernst zu nehmenden und investigativen Journalismus dadurch in Gefahr.
Gefangen, gefoltert, getötet
Vielfach kritisieren Medien, Politik und Teile der Zivilgesellschaft den weltweiten Umgang mit Journalisten. Sie werden gefangen, gefoltert, getötet oder erleiden das Schicksal, für Boulevardmedien auf einem blutroten Teppich Traumata verarbeiten zu müssen. Ein nun bekannt gewordener Fall von Aggressivität gegen einen Journalisten lässt das Gewaltbild allerdings verändert wirken.
Nach 10 Minuten aus der Ambulanz entlassen
In Ungarn, das durch die unorthodoxe Flüchtlingsbehandlung und sehr restriktive Maßnahmen gegen Regierungskritiker bekannt ist, wurde nun ein Journalist, nicht wie man vermuten könnte krankenhausreif geschlagen, lediglich eine Ambulanzreife wurde nach einem Angriff der ungarischen Staatspolizei attestiert. Nach knapp zehn Minuten Untersuchung konnte der Mann mit einem eingerissenen Fingernagel entlassen werden. Nicht einmal einen Tag krankgeschrieben wurde er.
„Wir schreiben uns krank“
„Wir sind geschockt und können uns den Vorfall nicht erklären. Bisher wurde jede Blessur, jeder Bluterguss und jeder Knochenbruch hinter vorgehaltener Hand als Ehrenmal für den Journalisten von Welt angesehen – damit zeige der Staat, das er uns Journalisten ernst nimmt“, so ein Sprechen von Journalisten ohne Grenzen. Wenn man nun aber nicht einmal mehr von ausgewiesenen Journalistenfeinden so ernst genommen werde, dass man lebensgefährlich Schläge und Tritte erhalte, dann sehe man bei Journalisten ohne Grenzen den Niedergang des investigativen Journalismus voraus, dabei schreibe man sich doch die Finger blutig, also quasi selber krank.
Nairobi-Times beim FPÖ-Provinz-Bierzelt
„Daher fordern wir, dass die moralisch westlich ausgerichteten Länder nun mit gutem Beispiel vorangehen. Bald sollte sich jeder Journalist wie der Homosexuellenkorrespondent der Nairobi-Times bei einem FPÖ-Provinz-Bierzelt fühlen“, sagt der Sprecher von Reporter ohne Grenzen und führt weiter aus, „eine Journalist, der keine Ablehnung erfährt, dem noch nie Gewalt angedroht oder nach dem Leben getrachtet wurde, ist doch kein echter Journalist, oder?“
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