SA-TIERE. Ein beispielloser Fall von öffentlicher Selbstanzeige findet aktuell in den Werbeunterbrechungen im deutschsprachigen Fernsehen statt. Das Hotelportal Trivago stellt die rund um die Überwachung der eigenen Gäste offen zur Schau, indem sie intimste Geheimnisse ihrer Gäste in Fernsehspots einarbeitet. „Wir wissen alles über Hotels“ – ist dies das Schuldeingeständnis?
Geheimnisse kleiner Kinder
Da ist ein kleines Mädchen in der Vergangenheit, das einem Zauberer zusieht und entscheidet, selbst Zauberin zu werden. Oder ein kleiner italienischer Junge, der Mafiageld stiehlt, es in einem Hotel versteckt und dann leider das Versteckt vergisst. Trivago weiß laut Spot genau, was das Mädchen will und so das Mafiageld versteckt ist, ohne es preiszugeben – bisher.
Von Schuld reinwaschen
Mit den Werbespots will sich das Internetportal nun von seiner Schuld rein waschen, „und das gelingt am besten mit einem öffentlichen Schuldeingeständnis und einer darauf folgenden Selbstanzeige. Seit unseren Anfängen haben wir nicht nur die Daten unserer Kunden online gesammelt und aus diesen Kapital geschlagen, sondern auch über Kameras und Mikrophone eine beträchtliche Anzahl an Wissen über die gutgläubigen Hotelgäste gesammelt“, beichtet der Trivago-CEO Hammedh al Ben Rashid.
Ermittlungen nach Tod eines Touristen eingeleitet
Die Polizei wurde auf die Selbstanzeige eher durch Zufall aufmerksam. „Ein alter Mann aus Italien, der gerade seinen Urlaub in Deutschland verbrachte und über Trivago gebucht hatte, rief bei uns an. Er hatte als Kind todesmutig Geld vor der Mafia versteckt und dachte, er habe es nicht nur vergessen, sondern, dass auch die Mafia ebenso vergessen hatte. Zwei Stunden nach dem Anruf wurde der Italiener gefunden – er stand aufrecht mit Betonschuhen im Chiemsee“, sagt Polizeisprecherin Adelheid Hilmlauer. Man habe, auch dank der Selbstanzeige, die Ermittlungen gegen Trivago wegen illegaler Überwachung und Beihilfe zum Mord eingeleitet.
Trivago freut sich auf Ermittlung
„Endlich passiert etwas. Wir dachten damals nicht daran, dass die Überwachung unserer Gäste so gravierende Auswirkungen hätte. Bei uns hatte Überwachung schon Tradition, lange bevor es die NSA modern und chic machte“, sagt Hammedh al Ben Rashid erleichtert.
Hier Beweisstück 1 – Der italienische Junge und sein Mafiaproblem
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