HC Strache did it again. Im Interview mit fisch+fleisch packte er wieder eine „einfache Lösung für komplexe Probleme“™ aus. Auf den Krieg in Syrien und im Irak angesprochen meinte er, die „Islamische Welt“ trage die Verantwortung für die Aufnahme der Flüchtlinge.

Als Beispiel nennt Strache den Iran und Saudi-Arabien. Oh – mein – Gott. Genau diese zwei. Die sunnitische und die schiitische Macht im Nahen Osten, die im Jemen gerade bis zu einem gewissen Grad einen Stellvertreterkrieg führen. Die einen Glaubenskrieg fortsetzen, bei dem es seit über tausend Jahren um die Nachfrage Mohammeds und den „echten Islam“ geht. Genau diese beiden verfeindeten Mächte sollen plötzlich zusammenarbeiten.

Was gegen Straches Vorschlag spricht? Der gesamte Nahe Osten.

Aber der Reihe nach. In Syrien und im Irak herrscht Krieg. Der „Islamische Staat“ (IS) treibt dort sein Unwesen und tötet Ungläubige – Christen, Juden, aber auch nicht-sunnitische Muslime. Gegen ihn kämpfen unter anderem die Freie Syrische Armee (FSA), die Kurden und Bashar al-Assad. Dieser wiederum als Alawit – was zu den Shiiten gehört – wird vom Iran und Russland unterstützt. Aber das ist doch noch lange nicht kompliziert genug.

Im Jemen währenddessen wird ein sunnitisches Regime von schiitischen Rebellen bedroht. Weshalb die sunnitische Hegemonialmacht, Saudi-Arabien, militärisch eingreift. Währenddessen kämpft der Iran gegen die IS. Und Erdogan gegen die Kurden. Und Israel gegen Palästina. Aber langsam, aber nur langsam, sprengt das den Rahmen.

Wir können’s auch kurz machen: Der IS kämpft gegen Assad, den wiederum auch Saudi-Arabien nicht mag, das den Iran nicht mag, das Israel nicht mag, das Palästina nicht mag. Aber da klammern wir ja noch den Irak aus … die multikonfessionelle Regierung dort ist ja gescheitert, und die Sunniten des IS wollen sich von der Schiiten-Regierung nach dem Sunniten Saddam wieder zurückholen, was … und so weiter. Get it? Der Nahe Osten ist nicht einfach.

DEN Islam, den gibt es einfach nicht

Was neben dieser komplexen Lage in dieser Region noch gegen Straches Vorschlag spricht: Es wird ja schon getan. Nur etwa 2 % der syrischen Flüchtlinge kommen nach Europa. Der Libanon – ein Staat mit einer Bevölkerung von 4 Millionen Menschen – hat schon eine Million Menschen aufgenommen. Jordanien? Dito! In beiden Ländern ist die Hilfsbereitschaft enorm. Aber trotzdem kommt nicht genug Geld von der Weltgemeinschaft, um das zu schultern. Dabei müsste Strache im Parlament doch dafür wettern, oder?

Zusammengefasst: Straches Vorstellung sprengt die Grenzen der Naivität. Es gibt nicht den Islam. Gerade seit dem Auftreten des IS ist die Welt wieder ewig weit davon entfernt, so etwas wie eine einheitliche, friedliche „Islamische Welt“ zu schaffen. Sunniten und Schiiten sowie nationale Auslegungen des politischen Islams sorgen im Nahen Osten seit Ewigkeiten für Konflikte. Da kann man nicht plötzlich einen spontanen Schulterschluss organisieren.

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Dieter Knoflach

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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