Steuergeldverschwendung ist in Österreich alltäglich. Beim Durchstöbern meines Blogs ist mir in einem meiner ersten Posts von 2011 (!) aufgefallen, dass ich schon damals eine Idee davon hatte. Damals hat Bundeskanzler Werner Faymann in Social Media investiert. Ich hatte mit Referenz auf Tageszeitungen einige Zahlen dazu. Hier der Post von damals und ein Kosten-Nutzen-Vergleich am Ende. Kurz und schmerzvoll.
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Der Werner Faymann ist ja nicht gerade der neue Bruno Kreisky mit seiner “Erfolgspolitik”. Unter ihm als Bundeskanzler wird viel diskutiert, viel übers Diskutieren diskutiert und viel verschoben, um später zu diskutieren. Aber er tut seinen Job, keine Frage. Es ist nicht so, dass die Regierung nichts tut. Nur eben viel zu wenig, zu langsam, zu unspektakulär für Allgemeininteresse und manchmal auch sehr Fragwürdiges, wie z.B. kürzlich kritisierte Schuldenbremse.
Was aber wohl endgültig den Wählerverlust des guten Werners besiegeln dürfte, ist sein Umgang mit “social media”. Der Anglizismus wird oft verwendet, um es kompliziert klingend zu gestalten. Um ältere Menschen und analog Lebende glauben zu machen, dass dies eine große Leistung ist, neun social media-Berater einzusetzen. Was uns das alles kostet, findet ihr am Ende dieses Textes vorgeführt.
Faymanns größter Fehler war mit Sicherheit diese mehr als nur peinliche Aktion mit den falschen Freunden. Gefälschte Facebook-Profile von jugendlichen Österreichern, meist Wienern, auch ausländischer Abstammung, welche die SPÖ natürlich ur leiwand finden und den Heinz gar nicht mögen. Dass man diese relativ leicht als Fälschungen entlarven konnte und kann, ist das erste Armutszeugnis für dessen social media-Berater. Das zweite wäre dann, dass der Bundeskanzler auf Facebook nach aktuellem Stand nicht einmal 6.000 Fans hat – Jugendliche bekommen mit guten Kontakten 500 Likes an einem Tag hin. Strache hat übrigens gut 100.000 Fans mehr als sein rotes Gegenstück.
Das letzte Armutszeugnis für die Berater, aber speziell für Faymann persönlich, ist es, überhaupt auf Fälschungen und Pressemitteilungen hierzu zurückgreifen zu müssen, um erfolgreich zu werden – bzw. es zu versuchen. Der eigentliche Weg sollte es ja eigentlich sein, Politik leicht verstehbar und möglichst ehrlich zu gestalten und sie im Sinne des Volkes zu gestalten. Auch jugendliche Themen zu behandeln. Und solange der gute Werner das nicht macht, wird sich auch nichts ändern an seinem mangelhaften Fame.
Kosten:
€ 7.225.–für Projektmanagement und Organisation (2 x vierteljährliche Pauschale in der Höhe von € 3.612,50.–)
€ 3.965.–Beratung zur Entwicklung einer Social Media Policy und der Social Media Guidelines für das Bundeskanzleramt
€ 4.680.–Entwicklung des Basis-Designs für sämtliche Module
€ 23.790.–CMS inklusive der Website http://www.bundeskanzler.at/. Das CMS dient der Redaktion für die eingesetzten Module zur Bearbeitung und Auslieferung der Inhalte an alle Kanäle und ist bereits für die künftig geplanten Module der Gesamtstrategie ausgelegt.
€ 8.450.–mobile Website http://www.bundeskanzler.at/(dient der optimierten Darstellung der Website auf mobilen Endgeräten)
€ 46.213.–App “Kanzler 2.0″ für iPhone und Android (inklusive Behördenfinder, 3D-Rundgang und mobile Tagging)
€ 5.720.–Soziale Netzwerke. Die Nutzung und Bespielung von Facebook, Twitter, Youtube und co. steht auch dem Bundeskanzleramt kostenfrei zur Verfügung. Es waren dazu aber Schnittstellen zum CMS zu schaffen und diverse Canvas Pages (Startseite, Netiquette etc.) zu gestalten.
€ 3.720.–Kosten für technische Wartung und Betrieb der eingesetzten Anwendungen (monatlich € 1.860.–).
Und jetzt kommt der Fun Fact: Der Twitter-Account @teamkanzler hat zum letzten Mal am 22. November 2011 getwittert! Und trotz Social Media-Offensive konnte Strache seinen Vorsprung auf über 200.000 steigern – mehr als verdoppeln also! Das alles ist ein Musterbeispiel für Steuergeldverschwendung. Willkommen in Österreich.
Originalblog hier. Wie gesagt 2011. Seid lieb.