Anmerkung: Der folgende Beitrag wird mir sicher wieder einige Kritik einbringen und mich als Gutmenschen dastehen lassen. Denn er ist "pro muslim" und gegen Diskriminierung. Bevor diese haltlose Unterstellung in einem Kommentar kommt - nein, absolut niemandfindet islamischen Terror sowie Terror generell akzeptabel. Das ist allerdings kein Grund, die Vernunft über Bord zu schmeißen und Rassismus wieder salonfähig werden zu lassen.
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Zu den brutalen Anschlägen von Paris habe ich mich bereits am Tag des Geschehens geäußert. Das war ein Artikel im Affekt, voller Erschütterung. Mittlerweile gab es eine weitere Schießerei und zwei Geiselnahmen, die Attentäter sind tot. Und obwohl immer noch unter Schock, muss die Politik einen Umgang damit finden. Und die Gesellschaft auch.
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Es war klar, dass der Anschlag wieder ausgeschlachtet wird. Die PEGIDA-Bewegung wird ihn vermutlich noch heftiger instrumentalisieren, als vereinzelte Mitglieder das auf Facebook ohnehin schon tun. Rechtsextreme und all ihre Ausprägungen (PEGIDA gilt ja immer noch als Gruppe "besorgter Bürger" mit wenigen Ausnahmen, und inwiefern diese Bewegung etwas mit Nazis zu tun hat soll nicht Thema dieses Textes sein) wittern in dem islamistischen Terroranschlag ein gefundenes Fressen.
Aber auch alle politischen Parteien zeigten naturgemäß ihre Bestürzung - die ich ihnen zum größten Teil auch glaube. Schade fand ich es, dass unter mehr als 50 Staats- und Regierungschefs in Paris kein Werner Faymann oder Heinz Fischer zu finden war. Während in Paris die große Weltpolitik ihre Solidarität zeigte, waren in Wien alle Bezirksvorsteher und die heimische Politik anwesend. Mit Ausnahme von Bures, Kurz und Mikl-Leitner, die es doch geschafft haben, die Reisestrapazen auf sich zu nehmen.
Bemerkenswert ist die Reaktion der Rechten. Während Häupl das Rathaus mit "Je Suis Charlie" schmücken lies und vor allem Grüne ihre Solidarität nicht nur online bekundeten, postete HC Strache schlicht und einfach "Aufwachen". Die Botschaft dahinter dürfte klar sein. Auch Jean-Marie Le Pen, Vater von Marine Le Pen, der Chefin des rechtsextremen Front National, postete nur ein Bild: "Keep Calm and Vote Le Pen". Und währenddessen bezeichnete Christian Höbart Muslime auf Facebook als Tiere - auch, wenn er im Nachhinein beteuerte, nur die Attentäter gemeint zu haben.
Aber das alles wird noch getoppt von Harald Vilimsky. Er gibt Linken, Grünen und sogar Journalisten die Schuld am Attentat von Charlie Hebdo - sie würden sich zu sehr darauf konzentrieren, Le Pen fertig zu machen, anstatt sich dem Islamismus zu widmen. Er unterstellt ihnen sogar, den Boden für religiöse Intoleranz zu bereiten. Vilimsky zog 2014 ins Europaparlament ein. Für die FPÖ.
Was auch geschmacklos ist, aber nicht nur von den Rechten kommt, ist die Forderung an Muslime, sich von den Attentätern öffentlich zu distanzieren. Denn nur, weil sie dieselbe Religion teilen wie die Terroristen, wird ihnen unterstellt, potentiell auf deren Seite zu sein. Ich weiß nicht, wer den Breivik-Vergleich zuerst gezogen hat - ich glaube es war Paul Aigner von den Grünen Tirol -, aber müssen sich Christen jetzt auch von ihm distanzieren?
"Das ist was Anderes", merken viele an. Denn Breivik fand nicht so viel Zuspruch wie der IS und Al Kaida. Dennoch unterstellt diese Forderung Muslimen, der Terror fände ihre Zustimmung, würden sie sich nicht weiter dazu äußern. Viele relativieren diese Forderung auch - und verweisen, dass nur die Glaubensgemeinschaften diesen Anschlag auf die Meinungsfreiheit verurteilen sollten. Dennoch finde ich es sinn- und vor allem stillos, mit Pauschalverdachten auf so ein Attentat zu reagieren. Wäre ich Muslim, würde mich der Westen mal wieder richtig ankotzen.