Manchmal kommt mir alles viel zu verklemmt vor.
Die österreichische Medienlandschaft ist klein, aber engagiert. Und sie macht ihren Job ihren Möglichkeiten entsprechend ziemlich gut, finde ich. Man kann viel an ihr kritisieren. Die wirtschaftlichen Abhängigkeiten von Presseförderung und Teilhabern, der Inseratenjournalismus mancher besonders beliebter Zeitungen, die große Macht des Boulevards. Aber am Ende sind da viele große Journalisten, die miteinander daran arbeiten, Österreich informiert zu halten. Ein geiler Job, den ich irgendwann auch hauptberuflich machen möchte.
Aber es gibt auch Nachteile an einer sehr vernetzten Medienlandschaft. Einen gewissen Zwang zum seriösen journalistischen Mainstream. Das soll jetzt keine Kampfansage an die Political Correctnesswerden. Ich muss weiter ausholen.
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Aktueller Fall in Deutschland. Long story short: Tilo Jung, Journalist bei Krautreporter, postete zum Weltfrauentag ein sexistisches Bild auf Instagram. Es war eine Hommage auf eine andere Bilderserie, die aktuell durch die sozialen Medien kreist. Aber das will ich jetzt nicht erklären.
Fakt ist, dass sein Job deswegen bedroht war. Überall liest man davon, dass Krautreporter jetzt „Konsequenzen ziehen“ will. Dabei hat sich Tilo Jung als Journalist verdient gemacht. Er steht hinter „Jung & Naiv“, einer Sendung, die politische Themen einfach erklärt, um der Politikverdrossenheit entgegenzuwirken. Etwas, wovon sich österreichische Medien etwas abschauen können!
Jung reiste aus eigene Kosten in die Ukraine, um sich ein Bild von der Maidan-Bewegung zu machen. Auch nach Israel hat er sich getraut. Anlässlich der Europawahl interviewte er Politiker aus mehreren Ländern. Und diese Karriere soll nun wegen einem Instagram-Bild vorbei sein? Es wäre zu schade.
Themawechsel. Vor kurzem hatte ich meine erste Erfahrung, die an einen Mini-Shitstorm erinnert. Eine im Web durchaus bekannte freie Journalistin hat nämlich meinen Blog ausgegraben. Meinen persönlichen, der als Twitter immer noch als Referenz steht.
Da ich diesen Blog als privates Projekt betreibe und mir nie große Gedanken darüber gemacht habe, fand sie dort auch noch einen Beitrag von 2011, der im Nachhinein betrachtet in die Kategorie „sehr tief“ fällt. Es ging um meine Meinung zu den nervigen Mädels in meiner Schule, die ihre recht unglücklichen Erfahrungen mit der Männerwelt auf Facebook hinausposaunten – und mich damit nervten. Da mein Publikum als 17-jähriger vor allem aus anderen Schülern bestand, dachte ich mir nichts dabei und setzte Pauschalisierung und Übertreibung rein.
Im Nachhinein schaffte es nur ein Satz auf Twitter – die Journalistin provozierte Reaktionen. Schnell schaltete sich auch der Chefredakteur eines großen deutschen Magazins ein, auf Facebook und Twitter wurde ich gefragt, ob das immer noch mein Ernst sei. Natürlich löschte ich den Beitrag sofort und stellte klar, dass das alles nicht mehr aktuell und eine Dummheit gewesen sei. Schadensbegrenzung. Puh.
Ich verstehe, dass Sexismus schlimm ist und vor allem dass mein eigener Beitrag nicht okay war. Generell eignen sich ernsthafte Sexisten, Rassisten und ähnlich komische Gestalten nicht wirklich für einen Job als Journalist. Ernsthafte, wohlgemerkt. Aber wenn es dann – anders als bei mir – um echte, etablierte Karrieren geht … muss man sie aufgrund „privater“ Hoppalas riskieren? Ist es nicht okay, wenn Journalisten privat auch mal über schwarzen Humor lachen können, solange sich das nicht auf ihren Job auswirkt? Und gibt es für Journalisten eigentlich noch die Kategorie „privat“? Und wie sieht das bei Politikern aus? Herr Höbart musste jedenfalls nicht um seinen Job fürchten, als er Asylwerber als „Erd- und Höhlenmenschen“ bezeichnete.
Mich nervt das. Denn in meinem privaten Umfeld fallen nach wie vor tiefe Witze. Ich liebe schwarzen Humor – aber mache ich ihn öffentlich, werde ich immer öfter dafür kritisiert, während die Leute aus meinem privaten Umfeld immer noch darüber lachen können. Ich hoffe, dass ich nicht irgendwann wegen meines etwas anderen Humors einen Job verliere.
Was denkt ihr darüber? Muss ein Journalist auch privat immer politisch korrekt bleiben? Sollte Fischundfleisch mich unbedingt rausschmeißen, weil ich mit 17 noch nicht mega serious war? Oder ist dieser Beitrag sowieso nur polemischer Schrott, um irgendwie mein Gewissen zu beruhigen? Gerade die Meinung von etablierten Journalisten dazu würde mich interessieren.