Es gibt Dinge, die sind immer leicht zu kritisieren. Die FPÖ ist eines dieser Beispiele. Nach den Vergehen der jüngsten Vergangenheit - "Mehr Brutto vom Netto" in einer OTS, Höbart bezeichnet Flüchtlinge als "Erd- und Höhlenmenschen", eine FPÖ-Gemeindevertreterin besauft sich bis in die frühen Morgenstunden und irgendwer hat schon wieder die rechte Hand gehoben, weil er Rapid-Fan ist - haben sie mal wieder Aufmerksamkeit erzeugt. Nachdem schon zuvor eine Presseaussendung mit einem völlig deplatzierten "88" im Text erschien - war angeblich von irgendwem die Tochter - kritisierte die FPÖ jüngst die fehlenden Deutschkenntnisse von Ausländern. Und packte da eiskalt fünf Rechtschreibfehler rein.
Eine Blamage mehr, die morgen aber ohnehin wieder vergessen sein wird. Denn trotz allen aufgezählten Vorkommnissen in letzter Zeit bleibt die FPÖ in Umfragen konstant. Ergo bleibt zu vermuten, dass sie ohne ihr Problem mit den Rechsextremen und ihre peinliche Pressestelle konstant stärkste Kraft wäre.
Denn das österreichische Wahlvolk hat das Gedächtnis einer Eintagsfliege, wie ich in Sachen Hypo schon erläutert habe. Und wenn "rot und schwoaz so scheiße" sann, dann wählt es die dritte starke Fraktion - aus Protest, aus Mangel an Information, oder eben aus ehrlich gemeinter Ausländerfeindlichkeit. Die FPÖ hat einen Freifahrtschein - egal, was sie macht, sie steht in der Gunst der Bevölkerung höher als SPÖ und ÖVP. Da sind auch die "bedauerlichen Einzelfälle"* der letzten Jahre nur kleine Vergehen.
* seit 2013 speichere ich mir übrigens ein paar, um den Überblick zu behalten:
Strache und seine Leute wissen um diesen Umstand Bescheid - und verzichtet in Kommentaren auf seiner Facebook-Seite längst auf den Konjunktiv: "Wenn ich Bürgermeister bin". Und sieht sich als die neue Volkspartei und Stimme der Mehrheit. Dabei stellt sich nur die Frage, ob Ausländerfeindlichkeit wirklich schon so salonfähig geworden ist, um für "die Mehrheit" zu sprechen.
Es ist ein trauriger Umstand, dass die FPÖ trotz regelmäßiger fragwürdiger Vorkommnisse, bedenklichem Gedankengut und wenig bis gar keinen politischen Inhalten drauf und dran ist, die stärkste Partei Österreichs zu werden. Eine nächste Regierung ohne die Blauen scheint undenkbar - trotz gesellschaftlichem Konservatismus, EU-Skepsis, den Gerichtsfällen der letzten blauen Regierung, generellem Populismus und eh scho wissen ... ihrem Lieblingsthema.
Dass die Koalition das nicht toppen kann, ist beschämend.
(Bildquellen: "Blutgruppe HC Negativ" auf FB, eigener Screenshot, "Nichts als die Wahrheit" auf FB).