Nachdem es in Köln zu mehreren Fällen von sexueller Belästigung, Eigentumsdelikten und offensichtlich auch zumindest einer Vergewaltigung kam, gibt es das, was es immer gibt – einen Shitstorm. Er richtet sich gegen die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Diese hatte sich nach den Vorkommnissen – angeblich wurden die Frauen von Asylwerbern bzw. „Ausländern“ belästigt – für einen „Verhaltenskodex“ ausgesprochen. Demnach müsse man zu Fremden im Karneval etwa „eine Armlänge Abstand“ halten.
Wie sinnvoll diese Maßnahme ist, hat Erzähl mir nix mal wieder perfekt auf den Punkt gebracht:
Erzähl mir nix http://erzaehlmirnix.wordpress.com
Aber auch, wenn man über die Lächerlichkeit des Vorschlages an sich hinweg sieht – alleine die Stoßrichtung ist schon falsch. Denn der Vorschlag der Oberbürgermeisterin geht davon aus, dass man an sexueller Belästigung und Vergewaltigung selbst schuld ist. Das ist „Victim Blaming“ – und nicht gerade eine Denkweise, die von Intelligenz zeugt.
Ein Bekannter von mir sieht das anders – und ich muss das gleich im Voraus als Bullshit deklarieren, bevor noch jemand glaubt, dieser Absatz sei meine Meinung. Er erklärte mir, dass „sich wie eine Nutte anziehen“ ähnlich sei, wie mit einem Schild mit der Aufschrift „Ich hasse Neger“ in der Bronx spazieren zu gehen. Natürlich stehe das Gesetz über dem Impuls der Anderen, dich zu erschießen – trotzdem gehe man mit seinem Verhalten ein Risiko ein. Und da Männer halt auch nur ihren Trieben folgen könnten, riskierten Frauen, die „sich wie eine Nutte anziehen“, eben auch etwas.
Generell hat mein Bekannter schon recht damit, dass es ein Risiko ist, so provokant in die Bronx zu gehen. Aber in einem funktionierenden Rechtsstaat hat man sich mit solcherlei Beispielen nicht einfach abzufinden. Wenn jemand vergewaltigt wird, hat man nicht die Opfer zu bestrafen, sondern die Täter. Man hat nicht gegen die Vergewaltigten und ihre „Provokationen“ vorzugehen, sondern gegen die Täter. Wie man so etwas präventiv angehen will? Da bin ich selbst überfragt. Aber auf die Opfer loszugehen, weil es leichter ist, kann keine ernsthafte politische Lösung sein.
Und übrigens: Es gibt viele dieser sogenannten „Argumente“, die Vergewaltigungen und sexuelle Belästigung legitimieren sollen. Sollte man diese wirklich glauben, hilft es, die Situation ein wenig zu ändern. Vor einigen Jahren beispielsweise wurde ein Vergewaltiger von seinem Opfer angezündet – und das Internet reagierte folgendermaßen:
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