Morgen ist es wieder soweit – in Wien findet der WKR-Ball statt. Burschenschaften – FPÖ-nahe Männerverbände mit oftmals sehr fragwürdigen Weltanschauungen – schwingen das Tanzbein in der Hofburg. Offizieller geht's kaum. Natürlich gehen nach den "erfolgreichen" Protesten im letzten Jahr wieder zahlreiche linke Vereine auf die Straße, um gegen diese schiefe Optik zu demonstrieren. Burschenschaften in der Hofburg muss man auch nicht wirklich gut finden.
Jetzt möchte man meinen, ich würde da hingehen. Gerade ich, der schon auf FischundFleisch für seine "ständigen" Kommentare über Strache von FPÖ-Fans gehasst wird. Werde ich aber nicht. Nicht nur, dass ich mitten in der Prüfungsphase stecke und rein aus Prinzip für nichts Zeit habe – vielmehr habe ich nicht nur ein Problem mit Burschenschaften, sondern auch mit ihren Gegnern.
Auf die Möglichkeit gewalttätiger Ausschreitungen (hat das letztes Jahr irgendwer nicht mitgekriegt?) angesprochen, meinte ein Vertreter von NoWKR laut "Standard"-Bericht: "Lassen Sie sich das gesagt sein, wir werden Sie nicht mit Samthandschuhen anfassen". In der Pressemappe zur Anti-Ball-Demo steht: "There is an alternative – Kommunismus statt Österreich."
Im PoWi-Studium lernt man ja, sich mit "alternativen" Sichtweisen auseinanderzusetzen und befindet sich generell in einem eher linken Umfeld. Was links ist, ist auch nicht immer schlecht und oft sehr berechtigte Kritik an herrschenden Zuständen. Aber wer mit "Kommunismus statt Österreich" für eine Demonstration gegen einen Ball wirbt, zeigt schon sehr offen ein Weltbild, das jenes der Burschenschafter noch in den Schatten stellt.
Was, wenn es diesen Leuten – und ich meine damit die, die mutmaßlich gewalttätig werden und sich auch in dem Umfeld befinden, das letztes Jahr dafür verantwortlich war – gar nicht so sehr um die Burschenschafter geht?
Meine These: Es geht um etwas ganz Anderes. Unter dem Deckmantel des Antifaschismus freut sich die linksextreme Avantgarde darauf, die Straßen für sich zu erobern und offen sozialistische und kommunistische Parolen brüllen zu dürfen. Letztes Jahr kam es zu sinnlosen Ausschreitungen und Sachbeschädigungen – das stellt viele unbescholtene Demonstranten ins falsche Eck.
Denn einigen mag es wirklich nur um die Burschenschaften gehen. Darum, dass sie nicht einverstanden sind damit, dass rechte Recken in den offiziellen Gebäuden Österreichs feiern dürfen. Allerdings sind sie nicht diejenigen, die im Nachhinein das Bild der Geschehnisse prägen werden. Das werden – so befürchte ich – dieses Jahr dieselben sein wie 2014. Linksextreme, die den Anlass nur nutzen, um ihren Hass gegen Rechte, aber auch gegen den Kapitalismus in die Stadt zu tragen.
Ich halte es für fragwürdig, eine Demonstration zu verbieten und Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, statt sie einfach zuzulassen und sich darauf vorzubereiten. Aber ändern wird das Verbot ohnehin nichts – sie werden sich organisieren, und sie werden demonstrieren. Und hoffentlich werden sie sich diesmal auf das Brüllen politischer und kommunistischer Sprüche beschränken.
Mein Gefühl allerdings sagt mir etwas Anderes. Es sagt mir, dass die linksextreme Szene Österreichs einen potentiellen Lieblingstag gefunden hat, um organisiert und gewaltsam zu protestieren. Das ist Wasser auf den Mühlen eines HC Strache und stärkt genau die, gegen die morgen eigentlich demonstriert werden sollte. Ich bin mit den Einstellungen und dem (letztjährigen) Verhalten von Linksradikalen nicht einverstanden und werde daher nicht demonstrieren gehen – auch nicht als "Normaler" unter ihnen.