Jetzt ist also tatsächlich der Fall eingetreten, den keiner haben wollte und den alle gefürchtet haben: Kein Sieger, nicht mal im entferntesten klar, beide Kandidaten - Trump und Biden - im Grunde Kopf an Kopf (zur Mittagszeit hier bei uns: 225 zu 213 für Biden im Electoral College) und in einigen der vorhergesagten Battleground States zeichnet sich wie schon vor vier Jahren ein äußerst knappes Rennen ab. Wisconsin etwa lag die gesamte Nacht über relativ günstig für Trump, nur um vor nicht mal einer Stunde bei über 85% ausgezählten Stimmen mit knapp 10000 Stimmen Vorsprung auf Biden zu switchen. Einfach nur krank.

Ähnliches kann sich wiederholen in Michigan, Pennsylvannia und sogar Georgia, wo die meisten noch ausstehenden Stimmen aus den traditionell demokratischen Großstädten ausständig sind. In Georgia wird aber momentan gar nicht weitergezählt, weil es - wieder mal! - irgendwelche Probleme mit der Auszählung gibt, ebenso im ebenfalls umkämpften North Carolina... Genauso kann Wisconsin auch wieder zurückswitchen. Es ist einfach nur krank.

Ebenso traten die Befürchtungen ein, was Trump tun würde in einem so engen Rennen, dass aller Voraussicht nur durch die Briefwahl und die absentee ballots entschieden wird. In einem Moment als Biden sowohl im Popular Vote als auch im Electoral Vote vorne lag, erklärte er sich "in seinen Augen" zum Sieger und betonte erneut, dass er nur "verlieren" könne, wenn die anderen betrügen und erklärte auch schon vor Gerichte zu ziehen, um den "Wahlbetrug" anzufechten. Das kann nicht gut ausgehen. Krank, krank, krank.

Es hängt also vielleicht wieder an einem einzigen Staat und dort an wenigen hundert bis tausend Wählern und das Ganze wird dadurch auch nicht besser oder weniger aufgeladen, dass Biden ebenso zur Mittagsstunde hier im Moment sogar die absolute Mehrheit (sprich mehr als 50% der Wählerstimmen) im Popular Vote innehat. Damit dann trotzdem im Electoral College zu verlieren; Kann mir beim besten Willen ned vorstellen, dass die Demokraten da mitspielen würden, egal wie sehr es den geltenden verfassungstechnischen Regeln entspricht. Nur mehr krank.

Es steht also ernsthaft zu befürchten, dass die Wahl vor den Gerichten enden wird. Was das für die ausgeheizte Stimmung im anscheinend nahezu mittig gespaltenen Land heißen würde, will ich mir gar nicht ausmalen. Möglich ist alles. Besonders, wenn die Auszählung von Stimmen irgendwo vorzeitig gestoppt würde und dem einen oder anderen Kandidaten dann eine arschknappe Mehrheit von zwei, drei Wahlmännern zum Sieg verhilft. Dann kann man sich schon mal bereitmachen, dass da drüben die Städte brennen, wogegen das Frühjahr lachhaft ausgesehen haben wird. Und das ist ebenso krank.

Naturgemäß muss man sich - egal wie es schlussendlich ausgeht - langsam mal fragen, was die Pollster da drüben eigentlich rauchen. Natürlich gab es auch bei früheren Wahlen schon mal größere Abweichungen, aber zweimal hintereinander SO dermaßen falsch zu liegen, muss andere Gründe haben, als dass Umfragedurchführer auf einmal vergessen haben, wie Statistik geht. Sind es alles nur die sogenannten Shy Trumpers, also jene Leute, die aus Angst vor sozialem Gesichtsverlust nicht sagen für Trump zu stimmen - in zum Teil anonymen Umfragen? Ich kann mir keinen Reim drauf machen.

Es gibt nach der Wahlnacht also keinen Sieger. Beide können es nur mehr knapp schaffen, was heißt dass der andere nur mehr knapp verlieren kann, was bei beiden Blöcken jetzt keine große Zuversicht auf simples "Ok, we lost" verspricht. Es hängt - wie befürchtet - an der Briefwahl, die im Vorfeld massiv als unsicher bis hin zu illegal torpediert wurde. Schafft auch keine große Zuversicht auf geregelte Verhältnisse danach - weder politisch noch gesellschaftlich. Einfach. Nur. Krank.

Ein kurzes Updateedit so ca zwei Stunden später... Mittlerweile spitzt sich das Rennen in Michigan und auch wieder in Nevada ungemein zu. Aber egal: Bei diesem Wahlausgang - egal wer gewinnt sind die weitreichenden Folgen das, was mir Sorgen bereitet. Trump würde weiter zündeln und alles über den Haufen werfen und sämtliches Porzellan zertrümmern, was es an Gentlemen's Agreements und Regeln gibt. Sollte Biden es heimholen, wäre es der teuer erkauftesten Pyrrhussieg überhaupt, denn das gäbe den Staaten und der Welt vielleicht vier Jahre Atempause, aber die eklatante und evidente gesellschaftliche Spaltung würde dadurch nicht einfach poof verschwinden, sondern aller Voraussicht nur schlimmer werden. Wie krank...

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