BUAHAHAHAHAHAHAHAHA!
Ich komm grad aus dem hämischen Lachen irgendwie nicht so recht raus. Vor ein paar Stunden schreib ich noch in einem Kommentar wie sich BoJo in London aufführt, wie der Elefant im Porzellanladen und jetzt wird er vom Obersten Gerichtshofs des UK ziemlich unschön zurückgepfiffen und an die Leine gelegt. War ja auch mal dringend nötig, dass mal irgendwer anfängt, ihm Grenzen aufzuzeigen. So à la "Bis hierher und nicht weiter." Seine politischen Gegner im Parlament haben es ja nicht geschafft. Ja, ich schau mit strafenden Blicken zu euch, Labour und LibDems, die ihr euch lieber untereinander zerfleischt und bei nichts einig werdet, außer, dass ihr euch nicht einig seid. Etwas, dass auch die Linken in Österreich grad gut schaffen, btw. Nur zu wissen, wogegen man ist, ist halt zu wenig.
Naja, es ist jedenfalls eine gewisse Genugtuung, sagen zu können: Ich habs ja gesagt. Zwar nicht hier auf der Plattform, weil ich es mir bisher ersparen wollte, wieder was zum Brexit zu schreiben, nur um dann mit wahnhaften Personen zu versuchen zu debattieren, aber allgemein, im realen Leben.
Also ist Johnsons Parlamentsaussetzung illegal. Höhö. Gut so. Er kann also doch nicht einfach machen, was er will, ohne Rücksicht auf (ungeschriebene) Regeln zu nehmen. Ich glaub zwar nicht, dass er zurücktreten wird, weil das solche Personen nicht tun, aber er sitzt heftig in der Scheiße. Auch gut so. Wenn er weiter den selbstsicheren aber unbelehrbaren Vollpfosten gibt, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass er sein Land nicht nur in einen No Deal Brexit stürzt, sondern auch in soziale Unruhen bis hin zu einem Bürgerkrieg.
Und um der Niederlage auch noch Erniedrigung hinzuzufügen, hat der finnische Regierungschef kürzlich doch tatsächlich mal direkte Worte in Sachen Brexit gefunden: "Wenn bis Ende September keine Vorschläge eingehen, ist es vorbei." Danke. War auch mal lang überfällig, das mal klar und deutlich ausgesprochen zu hören.
Warum ich das so lustig finde? Mal abgesehen von der "Ich habs ja gesagt"-Komponente, ist es gut, solchen Clowns wie Boris Johnson, ihre eigene Medizin schmecken zu lassen. Die feine Gesprächsklinge der Diplomatie, Andeutungen, keine direkten Aussagen, usw. nützen bei derartigen Personen nichts. Bin fest davon überzeugt. Die verstehen nur dieselbe grobe Kelle, mit der sie selbst auch arbeiten. Und es ist schön zu sehen, dass dies endlich passiert. Drauf geschissen, ob man sich damit auf dasselbe Niveau hinabbegibt - solang es Wirkung zeigt. Würde den Demokraten in den USA auch mal gut tun, ebenso wie Trump in denselben Tönen gegen ihn auf den Tisch zu hauen und sich nicht nur - ebenso wie die Linken im UK - in permanenter Selbstzerfleischung zu üben und versuchen mit Ruhe, Gelassenheit und Würde, aber schlussendlich vergebens auf ihn zu reagieren.
Übrigens, Ruhe, Gelassenheit und Würde, bzw dem Fehlen derselben. Auch Greta Thunbergs Wutrede vor der UNO war mal ne dringend notwendige, wenn auch nur symbolische Knackwatschn. Man kann von ihren Positionen halten, was man will und darüber hat sich auch schon gut genug streiten lassen hier. Darum gehts auch gar nicht. Sondern um das WIE. Dass sich ENDLICH mal jemand dorthinstellt und den selbstgefälligen Berufspolitikern entgegenschleudert, was man von ihnen hält. Ebenso wie bei BoJo, dass endlich mal jemand sagt: "Hier wird der Schlussstrich gezogen. Kein Kalmieren mehr. Kein Versuchen des Verstehens mehr." Nein, einfach mit derselben Brachialität und Selbstverständlichkeit, die ein Trump, ein Bolsonaro, ein Johnson, ein Erdoğan, usw... an den Tag legen, ihnen symbolisch in die Eier treten.
Ich denke nicht, dass diese heutigen Einzelfälle allein viel bewirken werden, aber womöglich werden sie zu Präzedenzfällen, dass Appeasementpolitik in Zukunft nicht totgeritten wird, wenn deren Benutzer bemerken, dass sie nicht wirkt, weil das Gegenüber zu dumm/ignorant/selbstgefällig/eingebildet/von sich selbst überzeugt ist, sie zu verstehen. Und man auch abseits der populistischen Nationalisten wieder zu klaren und direkten Worten findet.