Die Hard. John McClane als Einzelkämpfer, ohne Schuhe, ohne Ausrüstung, outgunned, besiegt nen Wolkenkratzer voller Bösewichte. Und das Publikum jubelt. Warum? Naja, mal abgesehen davon, dass er der "Gute" ist, ist er der Underdog in dieser Konstellation. Der, der kaum Chancen hat zu gewinnen und es trotzdem entgegen all dieser Wahrscheinlichkeiten tut. Das mag der Mensch. Im Normalfall. Zumindest rund 88,1% der Menschen mögen das, wie eine Studie mal herausfand. Und dann gibts die kleine Schar an Leuten, die in Star Wars nicht die Rebellen anfeuert, sondern das Imperium - und jeder weiß, man hat es mit verkappten Psychopathen zu tun.

Die egozentrischen Dominatoren gegen die idealistischen Underdogs. Ich find es immer wieder erstaunlich, wenn man in bestimmten Sportarten so viele lautstarke Fans der Dominatoren findet. Man nähme die Formel 1. Dort muss man schon ein gewisses Ellenbogenflair haben, um bestehen zu können, klar. Aber dann gibt es Leute wie Sebastian Vettel (zu seiner Red Bull-Zeit, später wurde er älter und weiser und lernte auch Demut) oder derzeit Max Verstappen, den amtierenden Weltmeister. Verstappen, der sobald es mal nicht so rund läuft, wie er es will, herumschreit und -flucht und sich aufführt wie ein verzogenes, wenn auch talentiertes Gör, dem eine geschallert gehört und dann Harakiri-Aktionen setzt, weil er es nicht verträgt zu verlieren. Verstappen, der trotz einer Teamorder - sprich eines Befehls seines Bosses - vor etwa zwei Jahren trotzig nicht für seinen Teamkollegen Platz machen wollte, obwohl es weder um Sieg noch um Weltmeisterschaft ging, weil er sich von diesem verschwörungstheoretisch ein halbes Jahr zuvor um einen besseren Startplatz betrogen gefühlt hat. Kleinkindergartenverhalten.

Zu Vettel gab es eine ähnliche Geschichte, das berühmte Rennen in Malaysia 2013 und Multi 21, was einfach hieß: "Behaltet Positionen. Greif deinen Teamkollegen nicht an. Befehl." Vettel ignorierte es und gewann das Rennen schlussendlich, während die Atmosphäre im Team danach unwiderruflich vergiftet war.

Sowohl Vettel damals, wie auch Verstappen derzeit werden von einer Schar emsiger Fans umjubelt, die so ein Verhalten bejahen, feiern und richtig finden. Das sind die 11,9%, die das Imperium feiern, wenn es Alderaan in die Luft jagt, weil es zeigt, wer der (vermeintlich) Stärkere ist.

Dass es trotz Alphamale-Manier in dem Sport auch anders geht, zeigte heute Lando Norris, der durch versaute Teamstrategie seinen Teamkollegen überholte, obwohl dieser die ganze Zeit in Führung lag und beredet wurde wie eine kranke Katze, sich wieder zurückfallen zu lassen und Oscar Piastri seinen Premierensieg de facto zu schenken. Nach ungefähr zehn Runden tat er es und zeigte sich als Teamplayer mit Charakter. Verstappen hätte da am Funk nur wieder geflucht und wäre ausfällig geworden, weil er kein Teamplayer ist und keinen Charakter hat.

Szenenwechsel in die US-Politik: Joe Biden gab bekannt, seine Präsidentschaftskandidatur zurückzulegen. Ebenso wie ich nie gedacht hätte, dass sich Norris als Teamplayer zeigt, verwundert es mich bei Biden ebenso. Welche Gründe da im Hintergrund nun mitgespielt haben mögen, ist es ihm ebenso hoch anzurechnen, sein Ego hintanzustellen für das größere Wohl. Etwas, das sein politischer Gegner nie könnte, der sich ebenso für den unverletzbaren - nun ja... - Dominator hält und seinen Kult an Fans hat: die knapp 12% an Leuten mit Minderwertigkeitskomplexen, die sich das Ohr verbinden... Wer nun auch immer Joe Biden nachfolgen wird, ob es wirklich VP Harris wird oder jemand anderes, wird es natürlich auch nicht leicht haben, aber immerhin mit frischem moralischen Wind in die Sache starten können.

In derselben Studie wurde als einer der Gründe, wieso eigentlich die meisten Leute den Underdog mögen, festgestellt: Weil sie wollen, dass die Welt fair ist. Etwas, was für die Egomanen der Welt nicht verständlich ist. Seien es ein Max Verstappen, ein Donald Trump oder deren 12% an Fans. Sie wollen keine Fairness, sie wollen sich die Rosinen herauspicken. Fair ist gut, solange sie davon profitieren, sonst nicht. Denn Maxime ist: Gewinnen - egal, um welchen Preis und egal, wieviel verbrannte Erde man damit zurücklässt. Was bei einem Trump, der jetzt schon wieviele Wahlen verloren hat(?), schon ne Menge ist. Das Dumme an diesen vermeintlichen Gewinnertypen ist halt, dass sie durchdrehen, sobald die Welt nicht mehr so lauft, wie sie es sich in ihrem verhätschelten Kleinkindverhalten vorstellen. Diese Fälle sind dann oft tief, schmerzhaft und ein Meltdown für die Psychopathenfans dieser Leute.

Man könnte natürlich auch einfach sagen: "Leute, seid halt normal, dann hättet ihr diese mentalen Probleme auch nicht..." Aber das ist vielleicht zu leicht gesagt aus der Sicht eines Underdog-Fans.

Macht gehört nie in die Hände jener, die sie wollen, sondern immer in die derer, die sie am wenigsten wollen. Daher war auch der letzte gute Formel 1-Weltmeister Nico Rosberg, der am Tag nach seinem Gewinn des Titels was tat? Er trat zurück.

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